Camino Francés von Najera nach Santiago de Compostela

Mein Mann ist 2018 mit einer Gruppe von Frankreich über die Pyrenäen bis Najera gepilgert. Da ich 2009 eine Etappe hinter Najera - in Sto. Domingo de la Calzada abbrechen musste und mir somit das Stück bis Astorga fehlte, beschlossen wir, diesen Weg ab Najera zusammen zu gehen. Ich bekam auch tatsächlich 4 Wochen Urlaub am Stück - im August. Irgendwann fragte unser Sohn, ob er ein Stück mitkommen könne und wollte eigentlich erst in Burgos zu uns stossen, aber dann änderte er seine Pläne und kam von Anfang an mit.

Im August durch Spanien.....ich hatte echt Respekt, vorallem weil man immer wieder liest, dass es gerade in der Meseta im August gerne mal 40 Grad Celsius und mehr bekommen kann. Also plante ich die Etappen nicht zu lang und da wir zu dritt waren und im August immer sehr viel los ist, buchte ich die Übernachtungen alle vor - bis auf 2 oder 3 am Anfang für unseren Sohn. Aber da waren wir zuversichtlich und es ergab sich auch immer etwas.

Bevor ich alles organisiert hatte, habe ich meinem Mann noch gesagt, dass ich gerne überwiegend alleine laufen möchte. Da er und unser Sohn gerne etwas länger schlafen, sahen sie kein Problem, zumal wir ja am Ende des Pilgertages immer ein festes gemeinsames Ziel hatten.

Anreise am 02.08.2019

Unsere Tochter Katharina brachte meinen Mann und mich um 05:25 Uhr - vor ihrem Frühdienst im Krankenhaus - zum Bahnhof. Um Punkt 05:51 Uhr sind wir mit dem Zug nach Nürnberg und dann mit der U-Bahn zum Flughafen. In der U-Bahn trafen wir auch auf Sebastian, der seit vielen Jahren in Nürnberg lebt.

Wir flogen via Düsseldorf nach Bilbao, fuhren dort vom Flughafen mit dem Bus zum Busbahnhof, wo wir 1 Stunde auf unseren Bus nach Logrono warten mussten. In einer Bar am Busbahnhof konnten wir somit etwas trinken und uns danach noch die Beine vertreten. Um 16 Uhr fuhr der Bus nach Logrono, wo ich noch die Tickets nach Najera kaufen musste. Um 18 Uhr ging es weiter - bis Najera ist es mit dem Bus nicht mehr weit. In Najera haben wir auch schnell unser Hostel für die erste Nacht gefunden, sind danach runter zum Fluss, wo wir zu Abend gegessen haben. Bei einem Tinto de Verano haben wir den Abend ausklingen lassen und sind relativ früh zu Bett. Perfekter Tag - alles hatte gut geklappt.

Samstag, 03.08.2019

Najera -> Santo Domingo de la Calzada

Ich bin also alleine los und habe um 7 Uhr ein schnelles Frühstück zu mir genommen. Um 7:35 Uhr bin ich los. Es ging noch mal im Zickzack durch die Gassen, dann ein kleiner Anstieg aus dem Ort heraus über einen ersten Hügel und da waren auch schon die ersten Weinfelder. Die ersten knapp 6 km bis Azofra waren gut zu laufen. Mal wurde ich überholt, mal überholte ich andere Pilger. In Azofra habe ich eine kleine Trinkpause gemacht und Bananen gekauft. Die 9 km von Azofra nach Ciruena waren Dank eines Anstieges kurz vor einem Rastplatz nicht ohne. Schatten gab es erst am oberen Steilstück und dort habe ich mich auch in die Böschung gesetzt.

Nach einer Weile kamen auch Sebastian und Horst. Sie waren 1/2 Stunde nach mir losgelaufen und hatten in Azofra keine Pause gemacht. In Ciruena haben wir erst am Rastplatz mit Brunnen Halt gemacht und danach noch in der Bar Jacobeo. Bis Santo Domingo de la Calzada sind wir wieder getrennt gelaufen .... ohne Schatten. Auf der ersten Bank am Ortseingang habe ich gewartet, bis die beiden kamen. Das Hostal war schnell gefunden und nun begann das tägliche Programm: Duschen, Wäsche waschen, ein bisschen ausruhen, die Umgebung erkunden und irgendwo zu Abend essen. In Santo Domingo de la Calzada haben wir uns natürlich die Kathedrale angeschaut....der Hahn hat leider nicht gekräht.

 

Sonntag, 04.08.2019

Sto. Domingo de la Calzada -> Belorado

23 km

Kurz nach 7 Uhr bin ich wieder los. Es war bewölkt und frisch, trotzdem wurde mir schnell warm. Da ich seit einiger Zeit Probleme mit der rechten Achillessehne hatte, bin ich fast die ganze Strecke bis Santiago in Trekkingsandalen gelaufen. Heute meinte ich, ich könnte mal wieder meine Trekkingschuhe nehmen, aber das ging nicht lange gut.

Santo Domingo verlässt man durch die Straße, in der der Eingang zur Kathedrale liegt. Die Stadtmauer ist leider ziemlich verfallen und es sieht nicht so aus, als ob sie restauriert wird.

Der Weg führte heute wieder überwiegend an der Straße entlang. Abgeerntete Getreidefelder wurden durch Sonnenblumenfelder aufgelockert. Nach 6 km erreichte ich Granon und machte an einem Foodtruck am Ortseingang erst mal Frühstückspause. Horst und Sebastian kamen an, als ich schon wieder weiter wollte. Nach weiteren 4 km erreicht man Redecilla del Camino, wo ich mir in der Templerkirche einen Stempel geholt habe. In Castelgado gab es eine Bar abseits des Weges -> perfekt. Horst und Sebastian sind daran vorbei....

Auf und ab - meist parallel zur Straße....landschaftlich wenig reizvoll. Sicherlich sieht alles im Frühjahr viel schöner aus. In Villamayor del Rio traf ich wieder auf H und S, die am Ortseingang gleich abgebogen sind, um im Restaurant an der Straße zu pausieren. Ich habe dort ein alkoholfreies Bier getrunken und bin rasch weiter, da die Sonne plötzlich da war. Von bewölkt auf strahlend Blau in Nullkommanix.... und gleich 10 Grad wärmer (29 Grad). Aber bis Belorado war es nur noch eine gute Stunde.

Echt netter Ort....wenn man erst mal drin ist. Wir hatten ein sensationelles Pilgermenü und in der Kirche gab es auch einen Stempel.

Was mich nur ein wenig sorgte, war die Sehne, die an diesem Tag in den Wanderschuhen wieder gereizt reagierte. Also lief ich am nächsten Tag wieder in Sandalen.

 

Montag, 05.08.2019

Belorado -> San Juan de Ortega

23,9 km

Die Nacht im 4-Bett-Zimmer war so lala. Mit Ohropax tun irgendwann die Ohren weh, ohne kann ich aber gar kein Auge zumachen, weil mein Göttergatte die gesamte iberische Halbinsel abgeholzt hat.

Um 7 Uhr bin ich los und da der Camino direkt am Hotel vorbeiführt, war ich gleich auf dem richtigen Weg.

Vor der nächsten Pension stand ein Pilger, der herzhaft gähnte - wahrscheinlich hatte man Horst durch ganz Belorado gehört.....

Die ersten Kilometer bis Tosantos waren schnell gelaufen - raus aus der Stadt über eine Holzbrücke neben einer alten Römerbrücke, über die heute noch die LKWs donnern. Lange Zeit ging es parallel zur Straße auf einem höher liegenden Feldweg entlang. Der Blick rings herum ist jetzt im Hochsommer eintönig - aber nur auf den ersten Blick. Die abgeernteten braunen Felder werden immer wieder durch riesige Sonnenblumenfelder unterbrochen. Schlimm fand ich, dass die Einheimischen ihre Obstbäume durch Stacheldraht vor den Pilgern schützen müssen. Scheinbar ernten manche einfach ohne zu fragen die Bäume ab.

Tosantos ist klein und nichtssagend.

Im nächsten Ort habe ich abseits des Weges an der Herberge gefrühstückt. Die Hälfte es riesigen Brotes musste ich allerdings einpacken.

Bis Villafranca Montes de Oca ging es wie gehabt über Feldwege und vor dem Ort wieder direkt an der Straße entlang. Auf dem Weg waren erstaunlich wenige Pilger zu sehen.

In Villafranca Montes de Oca habe ich an der Bar gegen 11:30 Uhr eine Clara-Rast gemacht (Clara= Radler). Wahnsinn - ein LKW am anderen braust durch den Ort.

Gleich an der Kirche beginnt der steile Aufstieg in die Montes de Oca. Am Brunnen oberhalb der Kirche habe ich mein Kühltuch noch mal nass gemacht. Es geht wirklich steil nach oben und das meist in der prallen Sonne. Kurz bevor der erste Wald beginnt, ist ein Rastplatz mit Quelle. Dort habe ich erst mal durchgeschnauft. Im Wald war es deutlich kühler und auch nicht mehr so steil.

Leider führen die 12 km bis San Juan de Ortega zwar überwiegend durch den Wald, aber der Weg ist größtenteils eine Brandschneise und deshalb gibt es wenig Schatten. Am Kriegerdenkmal wären Bänke im Schatten gewesen, aber diese wurden von einer Gruppe von Radfahrern belagert. Gleich danach geht es auf Geröll steil nach unten. Auf halber Höhe ist vor ein paar Jahren ein Radfahrer tödlich verunglückt.

Steil nach unten bedeutet auch wieder steil nach oben. Irgendwann war ich so platt, dass ich mich am Wegrand in den Schatten gesetzt habe.

San Juan de Ortega ist ein Mininest mit 2 Herbergen, Kirche, Kloster und eine Bar. Leider war in unserer Unterkunft kein Platz mehr für Sebastian - er wollte ja ursprünglich erst ab Burgos mitpilgern -, sodass er in die kirchliche Herberge mit den zwei 30-Betten-Schlafsälen musste. Er meinte 1x ginge das schon. Dass es für die voll belegte Herberge auch nur 2 Toiletten und 2 Duschen gab, wusste er da noch nicht.

 

Dienstag, 06.08.2019

San Juan de Ortega -> Burgos

27 km

Sebastian kam früh gegen 6 Uhr zu uns, um unser Bad zu benutzen. In der Herberge standen sie Schlange....

Ich bin wieder um 7 Uhr los, Horst und Sebastian kurz danach. Gleich hinter San Juan geht es über ein Viehgitter in den Wald. Dort grasten neben dem Weg die Kühe.

Bis Ages geht es auf Feldwegen entlang. In Ages haben wir erst mal gefrühstückt. Der weitere Weg nach Atapuerca führt viel an bzw. direkt auf der Straße entlang. Hinter Atapuerca geht es wieder sehr geröllig zum Alto de Atapuerca hoch. Oben steht ein Gipfelkreuz und es gibt einen riesigen Steinkreis.

Beim Abstieg sieht man in der Ferne bereits Burgos, allerdings ist es doch noch ca. 20 km zu Fuß entfernt.

In Cardenuela Riopico sind wir noch mal eingekehrt und haben uns ein Clara und eine Melone schmecken lassen.

In Orbanejo Riobico hat man die Wahl zwischen dem weiteren Weg über Castanares, der angeblich schöner sein soll, oder über Villafria an der Straße entlang. Wir haben uns für die längere Variante entschieden und konnten leider nichts Schönes entdecken. Bis Castanares läuft man schier endlos über steinige Feldwege, lange Zeit direkt am Flughafen entlang. In Castanares habe ich am Brunnen kurzerhand meinen Kopf unters Wasser gehalten und mein Tuch wieder nass gemacht. Die Sonne brannte ziemlich - man läuft ohne Schatten an der Ein-/Ausfallstraße von Burgos entlang. Vor einer Straßenüberquerung habe ich im Schotter eine uralte Münze gefunden. Ob die vor vielen hundert Jahren ein Pilger verloren hat???

Der Weg zog sich durch das Industriegebiet und gegen 15 Uhr erreichten wir endlich die Unterkunft, in der ich ca. 30 Minuten vorher die Vermieterin kontaktiert hatte. Die Vermieterin war sehr erstaunt, dass wir zu dritt waren - obwohl ich es so gebucht hatte - aber Dank der Bettcouch im Zimmer war es doch kein Problem.

Gegen 18 Uhr sind wir wieder losgezogen - bis zur Kathedrale war es nur ein Katzensprung. Nach einer kleinen Erkundung sind wir so gegen 19 Uhr wieder in die Gasse, die uns unsere Vermieterin empfohlen hatte und haben dort sehr gut zu Abend gegessen. Ruckzuck waren alle Plätze dort besetzt - ein gutes Zeichen, das für das Restaurant spricht. Nach dem Essen sind wir wieder Richtung Fluß und haben dort in einer Bar noch etwas getrunken.

 

Mittwoch, 07.08.2019

Burgos

Heute war ein Ruhetag eingeplant, aber so ruhig war es dann doch nicht. Nach dem Frühstück habe ich mir erstmal neue Wandersandalen gekauft. Nachdem die bisherigen schon begonnen hatten, sich in Wohlgefallen aufzulösen, war ich froh, in einem Outdoorladen gleich in der Nähe der Altstadt Keen Trekkingsandalen in meiner Größe zu bekommen. Superbequem!!!! Wir sind noch durch Burgos gebummelt, haben eine Kleinigkeit zu Mittag gegessen und danach gingen wir in die Kathedrale. Als Pilger bekommt man gegen Vorlage des Pilgerpasses einen vergünstigten Eintritt (2019 waren es 4,50 €). Die Architektur der Kirche hat mich total fasziniert und mit dem Audioguide erfährt man (eigentlich viel zu viel) Interessantes über die Kathedrale. Am Ende gab es natürlich auch noch einen Pilgerstempel.

Unsere Vermieterin hatte uns noch empfohlen hoch auf die Burg zu gehen, da man von dort einen grandiosen Ausblick über die ganze Stadt hat - stimmt. Am Castillo haben wir  noch einen Nachmittagskaffee getrunken und sind danach zurück in unser Zimmer, um eine Siesta zu halten. Abends haben wir sehr gut für je 13 € unterscheidliche Menüs gegessen.

Donnerstag, 08.08.2019

Burgos -> Hornillos de Camino

21 km

Heute ging es also in die Meseta. Aber erst führte mich der Weg aus Burgos wieder zur Kathedrale, wo der Pilgerweg oberhalb vorbeiführt. Mir kam ein junger Pilger entgegen, der den Weg nicht gefunden hatte. Klar, wenn man in die falsche Richtung läuft und sich nicht umdreht, sieht man die Pfeile an den Fallrohren der Dachrinnen an den Häusern nicht. Der Pilger sah echt schon verzweifelt aus und folgte mir eine Weile. Der Weg aus der Stadt hinaus ist schöner, als der in die Stadt war. Es geht durch Wohnviertel zum Fluß runter, über eine Brücke und dann lange unter Bäumen aus der Stadt, vorbei an der Uni, einem Park und wieder Wohnhäusern. Nach ca. 1 Stunde war ich wieder auf einem Feldweg, der langsam immer näher an eine breite Ausfallstraße führte. Erst über-, dann unterquert man eine Schnellstraße...oder war es umgekehrt? Bis zum ersten Ort nach Burgos sind es 11,5 km, die sich aber sehr schnell liefen, da der Weg eben dahin geht. In Tardajos habe ich mich auf eine Bank am Pilgerbrunnen gesetzt und etwas getrunken. Ich saß noch nicht lange, als ein LKW direkt vor meiner Nase parkte und den Motor laufen ließ. Fluchtartig verließ ich die Bank. Wenig später bemerkte ich, dass ich mein Kühltuch dort verloren hatte - also kehrte ich um. Gerade als ich die Bank fast erreicht hatte, sah ich eine andere Pilgerin über mein Tuch laufen...also hob ich es auf und wusch es am Brunnen gründlich aus.

In Rabe de las Calzadas habe ich eine Clarapause gemacht, denn auf die letzten 7,6 km gab es wieder nichts. Wobei nichts ist gelogen - es gab Meseta satt und sie gefiel mir jetzt schon ausnehmend gut.

In Hornillos del Camino wartete ich auf einer Bank aus Sebastian und Horst. Sebastian hatte eine Reservierung in der Herberge, Horst und ich schräg gegenüber in der Casa del Abuleo, wo wir abends zusammen gegessen haben.

Freitag, 09.08.2019

Hornillos del Camino -> Castrojeriz

20 km

Nach dem Frühstück bin ich wieder um 7 Uhr allein los. Auch heute waren es danach erstmal 10,5 km bis zum ersten Ort mit Bar...

Die Meseta läuft sich bislang sehr gut. In Hontanas habe ich gleich am Ortseingang einen Cafe con Leche getrunken. Der Kellner hat laut und gut gesungen und ich wäre gerne länger geblieben, aber der Weg rief. Das Wetter war ideal zum Laufen - bedeckt, ab und zu leichter Sprühregen, allerdings sehr windig. Hontanas gefiel mir sehr gut - es wird überall gewerkelt und gebaut. Am Ortsende gibt es sogar ein Schwimmbad.

Weiter ging es auf der Landstraße, einer nicht zu breiten Allee. Auf halbem Weg nach San Anton stand ein Rentner am Straßenrand, der den Pilgerpass stempelte und gegen Spende Holzanhänger anbot. Ich habe nun ein kleines rotes Jakobskreuz.

In San Anton habe ich eine Clarapause gemacht. Die Ruine der Kirche hat mich sehr fasziniert. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass man bei uns eine Straße direkt durch die Ruine geführt hätte und fand das dort auch etwas schade.

In Castrojeriz habe ich an der Kirche am Ortseingang auf Sebastian und Horst gewartet. Mit Sebastian hatte ich schon ausgemacht, dass er mit Horst das Doppelzimmer nimmt und ich diese Nacht das Einzelzimmer bekomme. H und S mussten zum Campingplatz, denn das DZ war ein Bungalow auf selbigem. Mein EZ war klein und fein, jedoch hatte ich mich zu früh gefreut, denn unterhalb des Hostals ist der Festplatz und am Freitag wurde natürlich gefeiert. Pünktlich um 20 Uhr legte eine Band los...als mir gegen 2 Uhr nachts ein Ohropax aus dem Ohr rutschte, wurde immer noch gefeiert.

 

Samstag, 10.08.2019

Castrojeriz -> Fromista

24,7 km

Wie bisher an jedem Lauftag, bin ich wieder um 7 Uhr los. Castrojeriz ist ein nettes Dörfchen. Als ich es verließ, ging hinter mir die Sonne auf und tauchte die Umgebung in ein rosarotes Licht.

Hinter Castrojeriz überquert man die Hauptstraße und läuft zwischen Feldern direkt auf einen Tafelberg zu. Vor dem Anstieg auf selbigen hatte ich mächtigen Respekt. Aber da es noch kühl war und ich ausgeruht, erklomm ich ihn erstaunlich zügig. Oben steht ein Kreuz und es gibt einen Rastplatz mit Unterstand. Auf Youtube habe ich schon oft gesehen, dass genau dort Obst und Getränke verkauft werden, aber heute leider Fehlanzeige. Vielleicht war es einfach noch zu früh?

Auf dem Tafelberg geht es ein Stück gerade dahin und bald schon wieder steil bergab. So häßlich das betonierte Steilstück auch aussieht, auf Geröll möchte ich hier nicht hinunterlaufen. Der Beton hatte Grip, sodass man nicht wegrutschte.

Nach 9 km kommt man an einen Rastplatz mit Quelle, wo ich kurz Pause machte. Man kann dort weit zurück schauen und die vielen Pilger beobachten, die auf dem Weg sind. Bis Itero de la Vega war es nur noch ein Katzensprung und ich bin in die erste Bar und habe mir ein Frühstück gegönnt. Horst und Sebastian sind erst um 9 Uhr los, denn Horst war der Meinung, das Zimmer sei schon bezahlt gewesen, was zu endlosen Diskussionen führte. Tja, wenn man seiner Frau nie zuhört und sich in der Planungsphase für nichts interessiert, weiß man halt auch nicht Bescheid.

Nach weiteren 8,2 km erreicht man Boadilla del Camino, wo ich in er Herberge ein Clara getrunken habe. Irgendwann wurde es um mich herum zu laut und ich flüchtete. Hinter Boadilla läuft man erst über Feldwege und dann am Canal de Castilla entlang. Inzwischen war es so heiß, dass ich gerne eine Runde im Kanal geschwommen wäre ;-)

In Fromista mündet der Kanal in ein Bauwerk aus dem 18. Jahrhundert, das man in nahezu jedem Video über den Camino Francés sehen kann. Sehr beeindruckend.

Im ersten Geschäft am Weg in die Stadt habe ich mir 1 Flasche Wasser und ein Eis gekauft. Dann habe ich schon mal in der Unterkunft eingecheckt und geduscht. Wir hatten ein großes 4-Bett-zimmer - leider unter dem Dach und dementsprechend sehr warm...ohne Klimaanlage.

Als H und S da und fertig mit Duschen und Wäsche waschen waren, haben wir uns erst in einer der Kirchen einen Stempel geholt und sind dann gegen 19 Uhr richtig lecker essen gegangen.

 

Sonntag, 11.08.2019

Fromista -> Carrion de los Condes

20 km (auf der Flußvariante)

Nun sehen wir von Tag zu Tag mehr Pilger, einige kommen uns schon bekannt vor. Ich bin gegen 7 Uhr zum "Pan y mas" zum Frühstücken. Als ich schon fast fertig war, kamen H und S, um auch zu frühstücken.

Das erste Stück bis Poblacion de Campos muss man auf der sogenannten Pilgerautobahn parallel zur Straße laufen. Aber dann kann man auf die alternative Route über Villovieco am Fluß antlang. Ca. 1,5 km länger, aber  viel schöner zu laufen. Bevor man in Villalcazar de Sirga wieder auf die Pilgerautobahn zurück muss, gibt es noch eine alte Kirche mit Eremite, wo ich wieder auf H und S traf. In Villalcazar de Sirga haben wir gemeinsam Clara getrunken und Tortilla gegessen.

Die 5,6 km an der Straße vergingen auch und gegen 14 Uhr checkten wir in unserem Hostal ein. Etwas zu Essen zu bekommen, erwies sich als schwierig bis fast unmöglich, da überall alle Lokale voll waren. Eine Kleinigkeit haben wir draußen widerwillig bekommen.

Für den Abend habe ich einen Tisch im Restaurant unseres Hostals reserviert und wir wurden dort mit dem bisher leckersten Essen belohnt.

Montag, 12.08.2019

Carrion de los Condes -> Ledigos

23,4 km

Die Nacht war bescheiden, denn mein Mann hatte Angst, das Fenster auf zu machen, weil unser Zimmer im Erdgeschoss des HInterhofes war. So war es im Zimmer warm und sauerstoffarm.

Um 6:20 Uhr bin ich aufgestanden und schon vor 7 Uhr los. Eigentlich wollte ich heute nicht alleine laufen , aber nach der Nacht wollte ich nur noch raus und los.

17,2 öde Kilometer lagen vor mir. Erst lange auf Asphalt, dann auf einem staubigen Feldweg, der immerhin ab und zu von Bäumen gesäumt war. Nach ca. 7 km kam ein Rastplatz, wo ich erstmal Kekse aß und Wasser trank. Nach weiteren 2 km kommt man an die Bar Oasis - dort stehen ein Wohnwagen, ein Container und div. Sitzgelegenheiten. Ich habe mir einen Kaffee und eine Banane gekauft und das Treiben beobachtet. Nachdem es auf diesen 17, 2 km Meseta weit und breit nichts gibt, ist dieses "Schmuddelloch" eine Goldgrube. Bis Calzadilla de la Cueza ging es genauso eintönig weiter. In dem Ort gibt es einige Bars, aber alle Pilger saßen offensichtlich - wie auch ich - gleich am Ortseingang bei der Herberge. Clara und Tortilla waren köstlich und so gestärkt verflogen die verbleibenden 6,2 km wie nix. Die Herberge La Morena, in der ich für heute 2 Zimmer reserviert hatte, scheint relativ neu zu sein. Mein Einzelzimmer war total neu. Zum Empfang gab es Wasser und einen kleinen Obstkorb, im Zimmer dann noch mehr Wasser und Schokolade.

Dienstag, 13.08.2019

Ledigos -> Bercianos del Real Camino

26,3 km

Wie bisher jeden Tag bin ich gegen 7 Uhr alleine los. Von dem Obstkorb habe ich unterwegs den Apfel als 1.Frühstück gegessen. Es ging wieder erst an der Straße entlang - im Hintergrund ein gigantischer Sonnenaufgang über der Meseta. Nach 2,9 km kam schon der erste Ort Terradillo de los Templarios. Aus der Herberge strömten die Pilger auf den Weg. In Moratinos bin ich dann gleich in die erste Bar und habe gefrühstückt. Auch heute führte der Weg wieder ziemlich eintönig auf staubigen Feldwegen entlang. Überall raschelten die Mäuse und flitzten kreuz und quer. Wer also glaubt, dass dieser Teil der Meseta langweilig ist, dem muss ich aus meiner Sicht widersprechen. Im Gegenteil, ich fand diesen Abschnitt wunderbar, um über sich und das Leben nachzudenken, ohne großartig abgelenkt zu werden.

Vor San Nicolas del Real Camino wird eine Bar beworben mit dem Spruch

I know that I know nothing

but the 2nd Bar is cool.

Witzige Idee!

Vor Sahagun geht es wieder lange parallel zur Straße. Man sieht den Ort schon und wird nochmal über die Straße geleitet. An der Eremita de la Virgen del Puente ist nicht nur eine alte Brücke, sondern es gibt bei der Kirche auch noch den angeblichen Mittelpunkt des Camino Francés. Für uns ist die Mitte unseres Caminos hier allerdings noch nicht erreicht.

Sahagun ist kein besonders schöner Ort. An der letzten Bar bin ich eingekehrt - dort wurde ich vom langsamsten Wirt des Caminos bedient - oder auch nicht bedient, denn er hörte mittendrin auf, war beleidigt, weil ihn die anderen Pilger und auch Einheimischen ein wenig antreiben wollten.

Bis Bercianos del Real Camino führt der Weg wieder über 10 km parallel zur Straße, aber immerhin schattig unter Bäumen. Die Unterkunft im Hostal Rivero war wieder eher sehr schlicht, 3 Betten, davon eines in einer Nische.

 

Mittwoch, 14.08.2019

Bercianos -> Mansilla de las Mulas

26,3 km

Heute bin ich schon um 6:30 Uhr los, während Horst und Sebastian sich nochmal im Bett umgedreht haben. Draußen war es richtig kalt und sogar ich bin en Stück mit Jacke gelaufen. Die Pfeile im Ort führten erst mal an sämtlichen Herbergen vorbei, statt auf kürzestem Weg aus dem Ort hinaus. Nach 7,4 km, die wieder an einer kleinen Landstraße entlang führten, habe ich in El Burgo Ranero gefrühstückt. Danach sind es 13 eintönige Kilometer bis Reliegos. In Reliegos wollte ich eigentlich in die Kultbar Elvis, aber leider war sie geschlossen und sah von außen auch ziemlich verlassen aus. Also habe ich am Brunnen Rast gemacht, bevor ich die letzten 6 km nach Mansila de las Mulas in Angriff nahm. Die Unterkunft dort war eher sehr schlicht, dafür waren wir abends sehr fein essen. Sebastian und ich haben vorher ein wenig den Ort erkundet und waren in einem kleinen Laden und im Supermarkt einkaufen, da am nächsten Tag ein Feiertag war, an dem angeblich alles geschlossen sein soll.

 

Donnerstag, 15.08.2019

Mansila de las Mulas -> Leon

19 km

Heute habe ich mich schlapp dahin geschleppt - ich denke, dass es am späten Abendessen lag. Die Landschaft wurde schon langsam hügeliger und zeichnete das Ende der Meseta ab.

Fortsetzung folgt.....