Wenn man vom Pilgervirus so richtig in (Mit-)Leidenschaft gezogen wurde, rechnet man irgendwann nur noch von Camino zu Camino. Man zählt die Monate...Wochen..Tage...Stunden und freut sich jeden Tag, über den näher rückenden Starttag.

Der Camino Portugues sollte es dieses Mal werden, aber nicht die Variante "Interior", sondern "Da Costa" bzw. sogar komplett immer direkt an der Küste entlang. Ich recherchierte die günstigsten Flugpreise....160,- € mit Lufthansa direkt ab Frankfurt klang nicht schlecht, aber bis wir unseren Urlaub genehmigt bekamen, mussten wir doch tiefer in die Tasche greifen, aber es hielt sich  mit 250,- € für Hin- und Rückflug noch im Rahmen.

Unsere Ausrüstung ergänzten wir nur noch um je 2 Paar neue Wandersocken, dank derer meine Füße komplett blasenfrei blieben.

Von Camino zu Camino bekommt man auch mehr Routine im Rucksackpacken. Meiner hatte dieses Mal nur 7,5 kg, obwohl ich meinen Luxusartikel Föhn natürlich wieder mit hatte. Dass wir ihn genausowenig wie unsere Regencapes brauchen würden, konnten wir ja nicht ahnen. Das Wetter war dieses Mal (bis auf 10 Minuten Sprühregen am Morgen in Vigo) sonnig und sehr sehr heiß!

22.05.2015

Frankfurt - Porto

Der Flug mit Lufthansa von Frankfurt nach Porto verging schnell und angenehm. In Porto hatten wir erst etwas Angst, dass unsere Rucksäcke nicht dabei wären, denn sie kamen als letzte Gepäckstücke.

Da wir schon seit 3 Uhr auf den Beinen und dementsprechend müde waren, gönnten wir uns ein Taxi vom Flughafen zu unserem Hotel. Hätten wir gewusst, wie einfach und schnell es mit der U-Bahn gegangen wäre, hätten wir uns die 25 € doch gespart. Allerdings war die Taxifahrerin sehr gesprächig und lustig. (Englisch spricht in Portugal scheinbar fast jeder). Als ich ihr erklärte, dass wir von Porto an der Küste entlang nach Santiago de Compostela laufen wollten und dieser Weg etwa 280 km weit sei, fragte sie mich völlig entsetzt "Are you crazy?". NEIN, sind wir nicht!!! ;-) ...oder vielleicht doch?

Porto ist eine tolle Stadt und gleich  nachdem wir in unserem Hotel eingecheckt hatten, begannen wir sie zu erkunden. Wir liefen am Fluß entlang und fuhren sogar mit einem Hop-on-Hop-off-Bus

23.05.2015

Porto -> Angeiras 24,6 km

(wir haben aber "gemogelt", Erklärung im Text)

 

 

 

 

 

 

Abel Ribeiro

Wir sind nach einer fast schlaflosen, da sehr lauten Nacht, um 7 Uhr aufgestanden und zum Frühstücken. Die Rucksäcke waren schnell wieder gepackt und so machten wir uns um 08:30 Uhr auf den Weg zur Kathedrale, um uns unseren ersten Stempel zu holen. Punkt 9 Uhr wurde die Kathedrale geöffnet und gleich in der Nähe des Eingangs war ein junger Mann an einem Tisch, an dem er die Pilgerpässe nicht nur abstempelte, sondern dort bekommt man bei Bedarf auch einen Pilgerpass ausgestellt. Nach einer kurzen Andacht konnten wir starten.....jedoch zunächst mit der Metro, denn eine engagierte Facebookgruppenfreundin hatte für uns einen Pilgersegen durch einen evangelischen Pfarrer in der Herberge in Matoshinos vereinbart. Den wollten wir unbedingt haben. Wären wir von der Kathedrale aus dorthin gelaufen, hätten wir es bis zum verabredeten Zeitpunkt (10 Uhr) nicht geschafft...deshalb das "Mogeln". Wir kauften also schnell die Metrotickets und fuhren von Sao Bento (in unmittelbarer Nähe der Kathedrale) nach Matoshinos. Die Herberge liegt etwas abseits in einem Wohngebiet und wir brauchten, bis wir sie fanden. Pünktlich um 10 Uhr standen wir vor verschlossener Tür an der Herberge. Ich rief die Nr., die Anne-Chantal (FB) mir gegeben hatte und die auch am Gartentor der Herberge stand und hatte am anderen Ende einen verschlafen klingenden Hospitalero, der von nichts etwas wusste, aber bald darauf mit seiner Frau an der Herberge erschien. Da sie nichts von dem Pilgersegen durch den Pfarrer wussten, telefonierten sie und wenig später erschien ein weiteres Paar, von denen uns der Mann den Stempel in den Ausweis malte. Da es inzwischen schon fast 12 Uhr war, drängte uns schon etwas die Zeit, denn wir wollten an diesem ersten Tag ja noch nach Angeiras laufen, wo wir am Campingplatz eine Hütte reserviert hatten. Unhöflich wollten wir aber auch nicht sein, aber scheinbar merkten sie doch unsere Unruhe. Abel bestand darauf uns bis zum ersten gelben Pfeil am Strand zu fahren, vorher beteten wir noch alle gemeinsam und bekamen von Abel den Pilgersegen.

Dann ging es los - immer am Strand entlang. Erst an der Uferpromenade, später über unzählige Holzstege...immer mit so heftigem Gegenwind, dass es mir nicht nur einmal meine Kappe vom Kopf wehte. In einer Strandbar trafen wir auf die ersten 5 Pilger - allesamt Deutsche. Gegen 14:30 Uhr kamen wir am Campingplatz an. Hier mussten wir etwas länger geduldig auf den Schlüssel für unsere Hütte warten, Als wir diese aufschlossen, mussten wir ernüchtert feststellen, dass man für 20 € auch nur 1 Bett bekommt. Das "Doppelbett" kam uns sehr klein vor, aber wir haben die Nacht überlebt ;-) Nachmittags saßen wir noch eine Weile auf der Terrasse und beobachteten unsere Wäsche auf dem Wäscheständer flattern. Von der Terrasse aus hat man übrigens Meerblick. Gegen 18 Uhr sind wir erst in den Supermarkt und haben Getränke und ein paar Nüsse für den nächsten Tag gekauft, danach sind wir zum Abendessen, wo bereits 7 andere Pilger saßen. Wir hatten einen heiteren Abend, besonders eine Amerikanerin, die während ihres Europatrips spontan beschlossen hatte, auf einen Camino zu gehen und dementsprechend gar nicht "ausgerüstet" war, brachte uns alle immer wieder mit ihrer Unbekümmertheit zum Lachen.

24.05.2015

 

Angeiras -> Póvoa de Varzim

 

20 km

Die Nacht im Doppelbett war besser als befürchtet. Auch die gesamte Wäsche war trocken geworden und so starteten wir gegen 08:30 Uhr unseren heutigen Weg. Da schon um 9 Uhr die Strandbars öffneten, gönnten wir uns gleich mal einen Milchkaffee.

Auch heute ging der Weg erst ein Stück an der Promenade entlang und dann wieder auf Holzstegen weiter. Allerdings endeten diese Stege immer wieder, bzw. waren sie noch im Bau (siehe Foto oben). Gegen 11:30 Uhr legten wir bereits die 2. Pause in einer Strandbar ein, um etwas kühles zu trinken. Der Wind war an diesem Tag anfangs sehr flau, dadurch wurde es rasch ziemlich heiß.

Gegen 12:30 Uhr erreichten wir Vila do Conde, wo wir das letzte Mal für einige Zeit andere Pilger sahen, da sich hier der "Costa" und der "Central" teilen. Im Park vor der dortigen Herberge machten wir im Schatten eine kurze Pause, bevor wir uns durch die Straßenschluchten wieder zur Küste durchwurschtelten. Zurück auf der Promenade wurden wir ab und zu angeschaut, als kämen wir von einem anderen Stern, scheinbar wählen doch nicht sooooo viele Pilger die Variante direkt am Wasser. Wir waren aber ganz froh, dass wir hier liefen, denn endlich wehte auch wieder ein kalter Wind, der das Laufen in der Sonne direkt angenehm machte. Pfeile sucht man an diesem Abschnitt allerdings vergebens, aber solange das Meer links von einem liegt, ist man auf jeden Fall richtig unterwegs ;-) Gegen 14 Uhr erreichten wir die ersten Häuser von Póvoa de Varzim , unserem Tagesziel. Weit und breit fanden wir aber keinen Hinweis auf die Herberge vor Ort, so haben wir uns im Hotel Luso Brasileiro ein Zimmer mit Frühstück für 45 € genommen. Das war nicht die schlechteste Wahl,  im Grand Hotel hätte das Doppelzimmer übrigens 55 € gekostet. Auf Facebook wurde ich am Abend noch aufgeklärt, dass wir uns nicht mehr auf dem Camino Portugues da Costa befänden, sondern auf dem Litoral. Der Da Costa führt nicht direkt am Meer entlang und ist durchgehend markiert. Unmttelbar am Meer werden die Markierungen immer wieder entfernt - wahrscheinlich von den Gastwirten am Da Costa, da sie vom Pilgertourismus profitieren wollen, was ja auch gut nachvollziehbar ist.

In unserem Hotel fragten wir noch nach einem guten Fischlokal und die Empfehlung war ein Volltreffer. Im Estrela do Mar aßen wir superleckere Doraden mit viel Gemüse und Kartoffeln für 8,50 €

25.05.2015

 

Póvoa de Varzim -> Marinhas

 

24 km

Nach dem Hotelfrühstück sind wir auch an diesem Tag wieder um 08:30 Uhr los. An der Promenade sahen wir, dass am Strand gerade Badezelte aufgebaut wurden - das also verbirgt sich hinter den Gerüsten am Strand. Bald wird die Saison starten und es wird hier bestimmt voller und teuerer. Wir trabten also wieder an der Strandpromenade entlang, bis wir in Axisa Vermar an eine Stelle kamen, wo die Brandung den Weg so unterspült hatte, dass dort nun ein Loch klaffte, das von einem Bauzaun umgeben war. Wir beschlossen am Strand weiterzugehen, aber dieser Beschluss fand bei einem Bauernpärchen, die gerade von ihrem Feld kamen, keine Zustimmung. Mit Händen und Füßen erklärte uns die Frau, dass unser Vorhaben gefährlich sei. Mit eindeutigen Handbewegungen machte sie uns klar, dass wir dort unten überfallen, ausgeraubt und womöglich gar umgebracht werden würden. Mit Beharrlichkeit schob sie uns Richtung Da Costa, ließ nicht locker, ging sogar ein Stück mit bis sie sicher war, dass wir ihren Rat befolgen würden, was wir letztendlich dann auch taten.

Bis Aguca doura ging es auf einem staubigen Feldweg voran. In dem kleinen Ort haben wir kurz Rast gemacht und uns im Supermarkt etwas Obst und Getränke gekauft. Leider sahen wir auch in diesem Ort keine Möglichkeit wieder auf den Litoral zu kommen, also folgten wir weiter der sehr guten Markierung des Da Costa. Dieser führte uns schier endlos durch Plantagen auf einer holprigen Pflasterstraße entlang.  Die Orte Navais und Estela passierten wir, ohne eine offene Bar anzutreffen, lediglich eine öffentliche Toilette gab es in letzterem Ort. Apulia ließ uns wieder auf eine offene Bar hoffen - Fehlanzeige! Danach führt der Weg durch einen "Naturpark" , d. h einen Wald, der stellenweise aber wohl als Müllhalde dient. In Fáo sind wir in eine nettes kleines Restaurant und haben um 13:45 Uhr zu Mittag gegessen. Um 14:30 Uhr sind wir weiter, über die Brücke in Fáo, durch einige Gassen und erreichten schnell Esposende, wo endlich mal eine Kirche offen war und es gab sogar einen Pilgerstempel. Wir folgten eine Zeit lang den Markierungen, bogen jedoch kurz vor Marinhas links ab auf einen Trampelpfad, der irgendwann direkt am Strand endete. Das war sehr beschwerlich zu laufen, denn es ist ein Kiesstrand mit sehr großen Kieselsteinen :-( Aber auch das haben wir geschafft und es war dann nicht mehr weit zum Roten Kreuz, wo wir registriert wurden und unseren Pilgerstempel bekamen. Ist man der erste Pilger an diesem Tag, erhält man dort auch den Schlüssel für die Herberge, aber es waren bereits 2 deutsche Pilgerinnen dort - Mutter und Tochter, die bei unserer Ankunft jedoch gerade in einen kleinen Streit verwickelt waren. Nach dem Duschen und Wäschewaschen sind wir in den Supermarkt und haben unser Abendessen eingekauft, das wir dann draußen im Garten der Herberge verputzt haben.

26.05.2015

 

Marinhas -> Viana do Castelo

 

26 km

Die Nacht in der Herberge war leider nicht so toll. Wir lagen schon in den Betten, als andere Pilger vor der Tür erst megalaut diskutierten und dann immer wieder in unser Zimmer "glotzten". Ungeniert knipsten sie bei uns das Licht an, schauten, machten das Licht aus und gingen wieder. 4 oder 5 mal wiederholten sie dies, bis unser Mitbewohner (ein Mallorquiner) sauer wurde. Aber auch er raubte uns den Schlaf, weil er nachts immer wieder aufstand, das Zimmer verließ und wenig später wieder kam. Fast jedesmal rumpelte er gegen ein Möbelstück, machte seine Kommode auf und zu, legte sich hin und begann kurz darauf lauthals zu schnarchen.

Um 06:30 Uhr wachte ich auf und weckte Katharina. Wir wollten keinesfalls die letzten sein, die die Herberge verließen, denn dann hätten wir den Schlüssel zurück zum Roten Kreuz bringen müssen. Also frühstückten wir nur etwas Obst, machten eine Katzenwäsche und machten uns aus dem Staub. Da der Mallorquiner Radpilger war, hofften wir, dass er derjenige sein würde, zumindest war er der letzte, der noch schlief als wir gingen. Am Ende des Ortes ist eine kleine Kirche mit Bänken unter Bäumen, wo wir noch eine kleine Morgenrast machten, bevor es los ging. Heute ging es immer wieder durch Hohlwege und Waldabschnitte, sodass endlich richtiges Pilgerfeeling bei uns aufkam. Dank der Hitze und Windstille brauchten wir an diesem Tag öfter mal eine Pause. Der Weg war auch nicht mehr so eben wie an der Küste, sondern ging etliche Male steil bergauf und bergab. Gestern erklärte uns die Mitarbeiterin des Roten Kreuzes noch, dass der Weg neu ausgepfeilt worden sei - wir hatten das Gefühl, dass er nicht mehr den ursprünglichen Verlauf hatte und somit länger geworden war. In einem Waldstück sind wir den total verblassten alten Pfeilen gefolgt und das schien tatsächlich kürzer zu sein. Nachteil: Der Weg wird nicht mehr gepflegt und war voller Eukalyptusrinden, was das Laufen unheimlich beschwerte.

Mittags machten wir eine Siesta im Schatten einer Mauer - bis die Sonne auch hier um die Ecke spitzte. Kurz darauf fanden wir in Santiago D´Anha eine kleine Dorfkneipe, wo wir ein Bier für 90 Cent und einen Stempel bekamen. Der Weg nach Viana do Castelo zog sich nochmal ganz "nett", vorallem die riesige Brücke, die wir überqueren mussten, schien kein Ende zu nehmen. Im Ort liefen wir nach links in die Altstadt und fragten nach einem Hotel. Wir fanden das Jardim ok - alt aber sauber. Nach dem täglichen Pflichtprogramm (Duschen und Wäsche waschen) legten wir uns erst ein wenig hin und holten etwas Schlaf der vergangenen Nacht nach, bevor wir um 19:30 Uhr zum Abendessen gingen. Nach einem leckeren Abendessen in einem netten Lokal in einer Seitengasse schlenderten wir noch etwas durch den schönen Ort und an der Uferpromendade entlang bevor wir um 21:30 Uhr zurück in unser Hotel gingen.

27.05.2015

 

Viana do Castelo -> Caminha

mit dem Taxi zum Fähranlegeplatz, von dort zu Fuß und mit dem Boot nach Spanien und weiter nach A Guarda ..... ca. 6 km

Dass wir diese Etappe nicht zu Fuß gehen würden, haben wir schon am Vorabend beschlossen, denn sie wäre 28,4 km bis zur Fähre an der Landstraße entlang gegangen. In einem Forum auf Facebook las ich genau an diesem Abend, dass sich eine Pilgerin die Füße und Sehnen auf dieser Strecke so ruiniert hatte, dass sie pausieren musste. Das wollten wir nicht!

Also haben wir um 09:15 Uhr gemütlich gefrühstückt und unsere Rucksäcke gepackt. Wir ließen uns ein Taxi rufen, nachdem wir abgeklärt hatten, was es kosten würde. Ständig telefonierte oder simste er, fuhr durch seine Unaufmerksamkeit des Öfteren über den Mittelstreifen oder er überholte im Überholverbot. Als er uns in Caminha an der Fährstelle absetzte, waren wir heilfroh, diese Fahrt lebend überstanden zu haben. Taxifahren wird scheinbar sofort bestraft ;-)

Am Kassenhäuschen sortierte gerade eine Frau leere Getränkedosen und erklärte uns, dass die nächste Fähre erst wieder am Samstagabend ginge. Also liefen wir wieder Richtung Badestrand zurück, wo wir Mario suchen sollten, der uns mit dem Boot übersetzen würde. Nach ca. 2 km konnten wir auf dem Steg in der Ferne schon jemanden erkennen, der in unsere Richtung schaute. Kaum waren wir in Reichweite, sprach er uns auch schon an. Für 10 € setzte er uns über den Mino und wir waren in Spanien. Das Hotel direkt an der Flußmündung hatte leider noch geschlossen, also liefen wir auf einem angenehmen Holzsteg bis nach A Guarda ohne an diesem Tag Sonnencreme aufgetragen zu haben, was wir am Abend an unserer Haut leicht zu spüren bekamen. In A Guarda fragte ich in einem Restaurant nach einem günstigen Hotel und man empfahl uns das Bruselas, wo wir erst nach vielen Irrungen landeten, da ich die dialektreiche Wegerklärung nicht wirklich verstanden hatte. Irgendwann fragte ich bei der örtlichen Polizei nach und ein sehr netter Polizist brachte uns ohne viele Umschweife direkt...zur Herberge, die auf den ersten Blick so einladend aussah, dass wir bleiben wollten. Erst als wir unsere jeweils 5 € bezahlt hatten und wieder alleine waren, entdeckte meine Tochter hinter der Tür im Schlafraum riesige schwarze Schimmelflecken an den Wänden. Dort konnte ich nicht bleiben, also deponierten wir den Schlüssel im Regal, bewaffneten uns mit einem Stadtplan und machten uns wieder auf die Suche nach einem Hotel. Das erste hatte noch zu, aber schon bald sahen wir in einer Seitengasse 2 weitere Hotels, eines davon war das Bruselas, wo wir für 36 € ein schönes schimmelfreies Zimmer mit Frühstück bekamen.

28.05.2015

 

A Guarda -> Oia

 

16 km

Noch bevor um 07:30 Uhr der Handywecker bimmelte, war ich auf. Punkt 8 Uhr sind wir frühstücken gegangen. Die Spanierin, die uns das Frühstück im Hotel richtete, textete mich ohne Punkt und Komma zu - scheinbar dachte sie, ich könne so gut Spanisch!?!?! So wurde es auch heute wieder 9 Uhr bis wir endlich los kamen. Der Weg aus A Guarda ist gut markiert. Immer wieder blieben wir für ein Foto stehen, weil der Ausblick gigantisch war. Kurz hinter A Guarda zeigten die Pfeile von der Straße weg auf einen Feldweg an der Küste entlang. Ab und an sahen wir einen Angler, ansonsten war es menschenleer. Immer wieder kamen wir an kleinen Häusern vorbei, die aber z. T. nicht bewohnt zu sein schienen. Bei einem Pfeil, der an einer Mauer geradeaus zeigte, hätten wir wohl eher nach rechts oben gehen müssen, denn nach ca. 1 km endete der Feldweg vor einer Hauseinfahrt. Da aber daneben ein Trampelpfad weiterführte, nahmen wir diesen und kehrten nicht um. Der Pfad kam uns immer spanischer vor und nach einem gefühlten weiteren Kilometer war auch er zu Ende. Man konnte nur noch ahnen, wie es weiter gehen müsste......umkehren??? NIEMALS!! Wir stapften tapfer durch Morast, dorniges Gestrüpp und über Geröllhalden, bis wir tatsächlich den Weg wieder fanden. Er führte ab da auf der Landstraße weiter - immer wieder mit Blick auf das Meer. Rasch wurde es heißer und der Wasservorrat meiner Tochter war ebenso schnell aufgebraucht. Die an der Straße beworbene Bar hatte leider zu - wahrscheinlich rentiert sie sich nur in der Hochsaison, also teilten wir uns mein Wasser für den weiteren Weg. Eine Zeit lang ging es nun parallel zur Straße auf einem Fuß-Radweg weiter, vorbei an schönen Häusern mit Pool und Meerblick...seufz.

Bereits gegen 12:30 Uhr hatten wir Oia, unseren heutigen Zielort erreicht. In der Ferne konnten wir das Kloster erkennen. Katharina hatte gestern schon auf Google Maps gesehen, dass hinter dem Kloster ein Hotel ist. Um dorthin zu gelangen sind wir einmal um das komplette Klostergelände marschiert, um zu erkennen, dass das auch auf direktem kürzeren Weg möglich gewesen wäre - egal. Das Hotel hatte GsD auf und wir bekamen ein wunderschönes Zimmer mit Meerblick und französischem Balkon, auf dem unsere Wäsche nach dem Waschen prima trocken wedeln konnte.

Kurz vor 15 Uhr sind wir in das Hotelrestaurant, wo wir leckeren gegrillten Schwertfisch mit Salat serviert bekamen. Nach dem Essen sind wir im Ort noch Wasser kaufen gegangen - reichlich Wasser, denn irgendwie wurde es täglich heißer!

29.05.2015

 

Oia -> Baiona

 

20 km

Die Wirtin unseres Hotels riet uns gestern bereits um 7 Uhr zu frühstücken und loszugehen, da es wieder sehr heiß werden sollte. Also folgten wir ihrem Rat dankbar und waren gegen 07:30 Uhr startklar. Noch war es draußen kalt, aber die Sonne kämpfte sich schon über den Berg. Wir bogen nach dem Hotel links ab auf den Weg zum Meer, mussten aber schon nach wenigen 100 m feststellen, dass wir wieder nach oben auf die Hauptstraße mussten. Dieser folgten wir kurz, dann musste eine Querstraße überquert werden und wir wurden im großen Bogen auf einem Radweg durch den Ort geführt. Nach vielen Auf und Abs und Zickzack landeten wir wieder auf der Hauptstraße, der wir von nun an folgten, egal wohin uns die gelben Pfeile lotsen wollten. Am Meer taten sich immer wieder grandiose Ausblicke auf. Nach gut 2 Stunden machten wir auf einem Campingplatz eine Trink- und Pinkelpause, danach liefen wir noch ca. 3 Stunden direkt am Meer entlang, bevor wir das hübsche Städtchen Baiona erreichten.

30.05.2015

 

Baiona -> Vigo

 

29 km

 

 

Wir sind erst um 07:30 Uhr aufgestanden, denn die Nacht war sehr laut gewesen. Um 4 Uhr habe ich mir endlich Ohropax eingestöpselt und 3 Stunden fest geschlafen. Im Ort war ein Tapas-Fest und in den Gassen wurde laut und ausgelassen gefeiert.

Nach einem kleinen Frühstück in der Hotelbar machten wir uns um 8:45 Uhr auf den Weg. Irgendwie liefen wir die gesamte Kontur der Bucht von Baiona nach und auch nach 2 Stunden war die Landzunge mit dem Parador-Hotel noch zum Greifen nah. Da die Orte in der Bucht nahtlos ineinander übergehen, wussten wir nie so recht, wo wir wirklich waren. Mal folgten wir dem gelben, mal dem grünen Pfeil und irgendwann beschlossen wir direkt auf der Landstraße, die einen abgetrennten Fußweg hat, weiter zu laufen. Gegen 11:30 Uhr entdeckten wir auf der anderen Straßenseite einen Tante-Emma-Laden in einem Wohnhaus. Dort holten wir uns 2 Wassereis und 2 kalte Getränke. Das Eis genossen wir auf dem Sims des Schaufensters (das hatte uns die nette Ladenbesitzerin so angeboten). Wenig später sprach uns noch ein Spanier auf Englisch an und meinte, dass wir in 1 Stunde in Vigo sein würden, d. h. so gegen 13:30 Uhr. Vigo erreichten wir wirklich zu dieser Zeit, aber wir verliefen uns und es dauerte, bis wir wieder gelbe Pfeile sahen, die an einem kleinen Fluß entlang und durch finstere Viertel führten. Als wir um ein baufälliges Stadion liefen, glaubten wir immer wieder, dass der Hafen nicht mehr weit sein könne....weit gefehlt! Wir wurden irgendwann eher aus Vigo herausgeleitet, als in die Stadt hinein. Katharina entdeckte dann doch einen gelben Pfeil, der von der Route nach "Vigo alternativ" führte. Allerdings endete diese Markierung auch und wir versuchten selbst einen Weg Richtung Meer zu finden. Um 15:30 Uhr fanden wir erst mal eine kleine Kneipe, die um diese Zeit noch Mittagessen anbot, was wir dankbar annahmen. Wir fragten auch noch nach dem Weg zum Meer und glaubten uns dem Ziel schon ganz nahe, aber wir mussten uns noch durch etliche Häuserschluchten kämpfen, bis wir endlich am Wasser ankamen. Vor einer Kirche am Hafen zeigte uns eine ältere Dame auf unsere Frage nach einer Herberge oder einem Hotel ein hohes Gebäude, das ein Hotel sei. Und so kam es, dass wir um 18 Uhr in der Lobby des 4* Hotels Bahia standen und für 56 € in ein Zimmer im 8. Stock eincheckten. Der Preis beinhaltete eine gigantische Aussicht und eine Whirlpoolbadewanne, die Katharina sofort in Beschlag nahm. Das Zimmer haben wir an diesem Tag nicht mehr verlassen.....

31.05.2015

Vigo -> Redondela

17 km

Jugendliche hatten auf dem Platz am Hafen die ganze Nacht gelärmt. Das Fenster schließen wollten wir aber wegen der Wäsche nicht, die wir nach dem Waschen zum Trocknen vor das Fenster gespannt hatten. Es war schon nach 5 Uhr, als ich mir endlich Ohropax eingestöpselt habe ... ich mag die Dinger halt einfach nicht so gerne. Der Wecker war auf 7:45 Uhr gestellt und langsam machten wir uns fertig. In der Nähe des Hotels gab es ein Café das schon offen hatte. Nach einem Kaffee stapften wir weiter durch die Stadt und entdeckten nun ein Hotel nach dem anderen in den Seitengassen. Dank eines kleinen Stadtplanes, den wir an der Hotelrezeption erhalten hatten, fanden wir den Weg nun gut...dafür fing es an zu regnen. Wir stellten uns unter einer Markise unter und noch bevor wir unsere Regencapes ausgepackt hatten, kam auch schon wieder die Sonne hervor.

Da wir keine gelben Pfeile mehr fanden, liefen wir an der Hauptstraße entlang - nicht sehr schön, aber sicherer als sich einfach quer über den Berg einen Weg zu suchen. Gegen 11:30 Uhr entdeckten wir auf der anderen Straßenseite eine kleine Kneipe, wo wir für 2 € zwei Wasser kauften und dazu Tapas abekamen. Heute wurden wir des Öfteren angehupt - zum Gruß!

Um 13:30 Uhr hatten wir endlich Redondela erreicht, aber es zog sich noch, bis wir im Stadtkern ankamen. Nach der Abzweigung nach Pontevedra entdeckten wir auch endlich wieder gelbe Pfeile. In der Stadt fanden wir zwar die Herberge, aber weit und breit keine Pension oder dergleichen. Laut dem gelben Outdoorführer sollte es auch keine geben, aber ein Bekannter, der vor uns den Portugues gepilgert war, hatte auf Facebook gepostet, dass es sehr wohl eine Pension gibt. Da in Redondela ein Stadtfest gefeiert wurde, war es aussichtslos, einen freien Tisch zu finden, um zu Mittag zu essen. Also machten wir uns wieder auf die Suche nach einer Bleibe für die Nacht. Katharina entdeckte schließlich auf Google den Hinweis auf ein Appartmenthaus, das wir auch tatsächlich in einer Seitenstraße fanden. Man musste in die nahegelegene Bäckerei, die gleichzeitig die Rezeption war. Wir hatten Glück und bekamen ohne Reservierung das letzte freie Zimmer. Nach dem üblichen Dusch- und Wäschewaschprogramm machten wir uns wieder auf die Suche nach etwas Eßbarem, was immer noch schwierig war. In einer etwas siffigen Kneipe bekamen wir letztendlich Huhn, Salat, Pommes und Spiegelei.......

Nach dem Essen schlenderten wir noch über den Jahrmarkt und kauften neben einer Portion Churros Mineralwasser für den nächsten Tag. Da in Redondela unser Weg auf den CP Central traf, waren hier sehr viele Pilger in der Stadt...für uns erst wieder gewöhnungsbedürftig ;-)

01.06.2015

Redondela -> Pontevedra

21 km

Wir hatten sehr gut geschlafen und waren um 8:30 Uhr startklar. Auf der Suche nach einem offenen Café sahen wir gleich an der ersten Kreuzung eines, aber es war völlig überfüllt - mit Pilgern! Für uns, die wir nun tagelang "einsam" unterwegs waren, ein richtiger "Schock". So kam es, dass wir die Stadt ohne Kaffee zügig durch die kleinen Gassen verließen, immer den gelben Pfeilen folgend. Nach ca. 2,5 km erreichten wir an der Nationalstraße eine offene Bar (Jumboli), wo wir ein einfaches Frühstück bekamen und noch eine Flasche Wasser kauften. Danach ging es immer wieder steil bergauf, im Zickzack durch kleine Orte, bis wir in Arcade nach weiteren 4 km bereits die nächste Getränkepause machten und uns doch noch Muscheln für unsere Rucksäcke kauften. Der Weg führte heute auf alten Römerstraßen entlang, durch kleine Orte und Wälder. 7 km vor dem heutigen Ziel saß ein junger Mann im Wald, spielte Gitarre und bot gekühlte Getränke aus einer Kühlbox an. In einem einsamen Haus am Weg wurden Obst, Getränke und kleine Häppchen -alles auf Deutsch- angeboten. Der ganze Garten saß voller Pilger - wir zogen es vor, weiter zu laufen. Etwas später hatten wir die Wahl - entweder links runter zum Fluß oder weiter auf der Hauptstraße. Wir entschieden uns für letzteres und wurden 2 Orte weiter mit einer Dorfkneipe belohnt, wo wir uns je ein alkoholfreies Bier und ein Wasser bestellten. Gratis dazu gab es eine Schale Erdnüsse - das Ganze für 4 €!!!

Bald darauf erreichten wir den Stadtrand von Pontevedra, folgten den Pfeilen in die Innenstadt bis wir ein Hotel sahen, in das auch 2 spanische Pilger abbogen (Hotel Virgen de Camino, DZ mit Frühstück 47,50 €)

02.06.2015

Pontevedra -> Caldas de Reis

23 km

Ab 7:30 Uhr gab es im Hotel Frühstück - sogar ein richtig gutes Buffet! Um 8:45 Uhr haben wir uns auf den Weg gemacht - draußen war es kalt... 12°C! Pontevedra ist eine nette Kleinstadt mit zahlreichen schönen Plätzen und malerischen Gassen. Sogar die Kirche hatte auf - nicht unbedingt üblich in Spanien. Im Zickzack führte uns der Weg aus der Stadt heraus, weiter verlief er mit vielen Auf- und Abstiegen, durch Wälder, Felder und an Bächen entlang - kurz: Einfach nur schön! Bereits gegen 10:15 Uhr machten wir am Bachlauf auf einer schattigen Mauer die erste Pause. Etliche Pilger zogen an uns vorbei, wir holten sie im Laufe des Tages alle wieder ein. Gegen 12 Uhr kehrten wir in einer Bar in San Amaro auf 2 Radler ein. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass es auf diesem Camino sehr sehr heiß war????? Die Radler taten auf jeden Fall sehr gut und wir pilgerten weiter - auf Wegen, die ein Schattendach aus Weinstöcken hatten, an der Bahn entlang und über die Gleise hinüber durch viele kleine Orte. Es wurde immer heißer und Caldas de Reis war noch nicht in Sicht, dafür gegen 14:30 Uhr ein schattiges Rastplätzchen mit Getränkeautomat..sehr nett hergerichtet. Unterwegs an der Straße hatten wir ein Schild gesehen SANTIAGO 40 km...auf der Landstraße....dort stand auch eine Kirschverkäuferin, der wir gerne einen Becher Kirschen abkauften. Um 15:15 Uhr erreichten wir endlich Caldas de Reis und fanden auch schnell das Hotel Davila, wo wir uns ein DZ mit Frühstück gönnten. Nach dem Duschen sind wir sofort in ein Lokal am Fluss, aßen Salat, Schinken und Käse und gönnten uns eine Flasche Wein dazu. Diese Flasche zu bekommen war gar nicht so einfach, denn die Bedienung wollte uns unbedingt davon abbringen. Hatte sie Angst, wir würden den Wein nicht vertragen und randalieren???? Keine Ahnung.

Im Ganzen gesehen war der Weg heute durchaus reizvoll. Es ging über kleine Brücken, durch kleinere Bachfurten, über Trittsteine, durch schattige Waldabschnitte. Wir haben Schafe,, Pferde, kleine Katzen und Ziegen, die mit ihrem Bauern unterwegs waren, gesehen. Viele Eidechsen krochen umher, Hunde schliefen im Schatten oder bellten uns aus dem "Hinterhalt" an.

03.06.2015

Caldas de Reis -> Padron

19 km

Heiß - heißer - 3. Juni!

Das Frühstück war sehr skurril. Wir gingen in den 1. Stock, öffneten die Tür zum Speisesaal und hielten erst mal die Luft an...alle anderen Hotelgäste saßen in Bademänteln an den Tischen und schauten uns verwundert an, weil wir in unseren Wanderhosen und -shirts daherkamen. Später kam noch ein anderer Pilger, an dessen Gesichtsausdruck man deutlich sehen konnte, dass auch er erschrocken war ob des Erscheinungsbildes der Kurgäste :D

 

Während es am Morgen wieder sehr frisch war, sodass wir erst sehr gut vorankamen, änderte sich das schon bald! Zumindest gefühlt war heute der bisher (!) heißeste Tag. Der Weg führte aber GsD oft durch schattige Wälder. Gegen 10 Uhr machten wir bereits den ersten Barstopp in O Cruceiro und tranken ein Mineralwasser. Danach ging es durch den Ort Cortinas mit sehr schöner Kirche - zumindest von außen, denn sie war natürlich leider geschlossen. Nach dem Ort mussten wir wieder einmal die Nationalstraße überqueren, was angesichts des vielen Verkehrs jedesmal ein Spießroutenlauf war. Bald ging es wieder durch Felder und Wälder. Immer wieder überquerten wir kleine Bäche.

Mittags erreichten wir Valga, wo am Ortseingang ein Polizeiwagen stand. Der Polizist registrierte alle Pilger und stempelte die Credenciales. Gleich danach kehrten wir schon wieder in eine Bar ein, tranken 2 große Radler und aßen Pimientos de Padron. Leicht beschwippst ging es danach weiter. Schon bald zeigten die Wegsteine an, dass wir nun keine 30 km  mehr bis zu unserem Ziel hatten. Bis Padron zog es sich trotzdem noch. Gegen 14:30 Uhr erreichten wir die Pension Jardin, duschten, wuschen unsere Wäsche und machten uns kurz vor 17 Uhr wieder auf den Weg zur Kirche. Das Leuchtreklamekreuz an einer Apotheke zeigte übrigens immer noch 31°C an, also aßen wir auf dem Platz gegenüber der Kirche erst einmal ein Eis. In der prächtigen Kirche erhielten wir wieder einen Stempel. wir bestaunten unter dem Altar den Stein, an dem der Legende nach das Boot anlegte, mit dessen Hilfe der Leichnam des enthaupteten Apostel Jakobus nach Galicien gebracht worden war. In der Kirche befinden sich zahlreiche Darstellungen vom Boot und den Jüngern.

 

04.06.2015

Padron -> Santiago de Compostela

24 km

 

+ der Abstecher zum Jaköbchen in Padron

In unserem gemütlichen Zimmer haben wir wunderbar geschlafen. Als wir so gegen 8 Uhr die Pension verließen, war es draußen schon wieder sehr warm....wir ahnten noch nicht, dass wir an diesem Tag knapp 40° C bekommen sollten.

Als erstes steuerten wir Richtung Kirche, von dort über die Brücke, weil wir noch hoch zum Jaköbchen wollten. Es dauerte nicht lange, bis uns die ersten Einwohner in die "richtige Richtung" nach Santiago  schicken wollten. Nett, aber wir wollten unbedingt noch hoch auf den Berg.

Im Outdoor steht, dass es 114 Stufen hoch sind - glaubt ihm kein Wort, wir haben sie beim Abstieg nachgezählt und kamen auf 144...es scheint ein Schreibfehler zu sein. Oben angekommen legten wir das letzte Foto meiner Mutter ab - hier hätte es ihr sicher auch gut gefallen.

Wieder unten in Padron kehrten wir erst noch in Don Pepes Bar auf einen Kaffee ein, bevor wir uns auf die Schlussetappe machten. Aus den Berichten anderer Pilger waren wir schon etwas vorgewarnt, dass die Bar nicht den Hygienevorschriften unserer Gesundheitsämter stand halten würde und beschränkten uns auch nur auf einen Kaffee und den verpackten Keks.

Den weiteren Wegverlauf kann ich gar nicht mehr so genau niederschreiben, da ich am Abend so fertig war, dass ich keinen Tagebucheintrag mehr gemacht habe und nun sind mittlerweile fast 2 Jahre vergangen, bis ich diesen letzten Tag hier niederschreibe. Was ich noch weiß: wir machten an diesem Tag 7 !!!!! Pausen, weil es unendlich heiß war. Man sieht Santiago schon lange und kommt dennoch ewig nicht an. Der Weg in die Stadt zur Kathedrale zieht sich ohne Ende. An ein Ereignis erinnere ich mich aber noch sehr genau - wir kamen an einem Kindergarten vorbei, eine Mutter holte gerade ihren geschätzt 3jährigen ab und flüsterte ihm etwas zu. Als wir auf Höhe der beiden waren, streckte der kleine Mann den Daumen in die Höhe und sagte auf Spanisch "Haltet durch, ihr habt es gleich geschafft!"