Camino Primitivo 2013

2012 war ich mit meinem Mann von zuhause aus 8 Tage Richtung Bodensee unterwegs. Unser Pilgerweg stand unter keinem guten Stern. Gleich am ersten Tag mussten wir eine Doppeletappe und somit rund 40 km laufen, da in der näheren Umgebung von Bayreuth dank der Wagner-Festspiele jedes Bett belegt war. In Pegnitz wartete im Rosenhof ein freies Zimmer auf uns, allerdings hatte ich mir bis dahin bereits die Füße mit meinen neuen, scheinbar zu wenig eingelaufenen Schuhen ruiniert. Überall fette Blasen und die beiden großen Zehnägel waren blutunterlaufen. Dass wir es trotzdem bis nach Gunzenhausen an den Brombachsee geschafft haben, verdanke ich der Tatsache, dass ich noch Trekkingsandalen dabei hatte und in Nürnberg konnte ich meine neuen Schuhe gegen alte ausgetretene tauschen, die mein Sohn mit nach Nürnberg gebracht hatte. In Gunzenhausen haben wir dann nach 8 Lauftagen doch abgebrochen, denn Dank der BR-Radltour und eines kostenlosen Pink-Floyd-Konzertes fanden wir kein einziges freies Bett.

Kaum wieder zuhause überlegte ich schon wieder, wo und wann ich 2013 pilgern könnte. Der Camino Primitivo reizte mich schon sehr, aber überall las ich, dass er so sehr fordernd sei und hatte gründliche Zweifel, dass ich das schaffen würde. Trotzdem buchte ich Anfang November die Flüge nach Oviedo und zurück. Mein Chef genehmigte mir, dass ich einen Tag vor und einen Tag nach den Pfingstferien Überstunden abfeiern konnte, daher kosteten mich die Flüge keinen Cent, sondern ich konnte Flugmeilen eintauschen. Da AirBerlin Santiago de Compostela nicht mehr anfliegt, musste ich von dort wieder nach Oviedo zurück, also buchte ich auch schon von daheim aus ein Busticket. Dazu noch die erste und die letzte Nacht in Oviedo, sowie die Übernachtung in Santiago de Compostela.

Da ich dieses Fiasko mit den Schuhen nicht wiederholen wollte, hatte ich mir schon neue gekauft, in denen ich zwar weder Blasen noch blaue Nägel bekam, aber die Sohlen waren auf nassem Untergrund ziemlich glitschig. In einem Forum bekam ich einen Tipp für Salomon-Trekkingboots, die eine Contagrip-Sohle haben, also habe ich mir die bestellt (!) und nie bereut. Sie passten wie angegossen und ich lief damit wie auf Wolke 7 :-)

Ich habe mich viel in diversen Foren informiert, erst war ich ziemlich beruhigt ... bis ich irgendwann auf eine Seite stieß, auf der etliche Pilger von ihrem Scheitern berichteten, weil der Weg zu schwer war. Ich spielte schon mit dem Gedanken, von Oviedo nach Leon mit dem Bus zu fahren und nochmal den Camino Francés zu laufen. Aber dann sprachen mir verschiedene Foris wieder Mut zu und so startete ich am 16.05.2013 in mein Abenteuer....

 

 

16.05.2013

Bayreuth - Nürnberg - Palma de Mallorca - Asturias - Oviedo

Nachdem ich die letzten Nächte eher mittelprächtig geschlafen hatte, habe ich diese Nacht erstaunlich gut geschlafen. Meine Freundin Sabine hat mich um 07:15 Uhr zuhause abgeholt und zum Bahnhof gebracht. Um 08:03 Uhr ging der Zug nach Nürnberg und einen kleinen Moment zögerte ich, ob ich mir das Zugticket aus dem Automaten ziehen oder doch mit dem nächsten Bus wieder nach Hause fahren sollte. Ich entschied mich doch für das Zugticket und fuhr mit dem Zug nach Nürnberg, von dort mit der U-Bahn zum Flughafen und gab meinen gut mit Stretchfolie verpackten Rucksack auf. Erst als der Rucksack weg war, fiel die Anspannung von mir ab - nun gab es definitiv kein Zurück mehr. Um 11:50 Uhr startete das Flugzeug nach Palma de Mallorca, wo ich nur 30 Minuten Zeit zum Umsteigen hatte. Es hat aber alles gut geklappt und auch der Rucksack kam am Flughafen Asturias wohlbehalten an. Ich befreite ihn von der Stretchfolie und fuhr mit dem Bus in das 45 km entfernte Oviedo, lief vom Busbahnhof zu meinem Hotel und machte nach dem Einchecken noch eine kleine Stadttour. In der Kathedrale ist das Fotografieren leider verboten ... schade, denn sie ist wunderschön. Gerne hätte ich mir einen Stempel geholt, aber ich fand niemanden in der Kirche, den ich darum bitten konnte. Auf dem Weg zurück zum Hotel habe ich noch etwas Proviant gekauft und ein Schlummerbierchen für den Abend. Das Wetter sah leider nicht vielversprechend aus ---- es regnete.

 

 

17.05.2013    Oviedo -> Grado (24,6 km)

Gegen 07:30 Uhr bin ich losgelaufen. Gleich vor dem Hotel stand ein älterer Senor, der mir ungefragt und eifrig den Weg erklärte. Wie gut, denn ich wäre gleich zu Beginn die Parallelstraße hochgelaufen und wer weiß, wie lange ich dann vergeblich nach Zeichen gesucht hätte. Aber so war der Weg aus der Stadt dank zahlreicher im Boden eingelassener Muscheln und gelber Pfeile ohne Probleme zu finden. Er zog sich aber schier unendlich - erst nach ca. 1 Stunde hatte ich Oviedo hinter mir.

Ich überholte 2 Spanierinnen, die sich vor einem großen Horreo fotografieren ließen. Später habe ich sie an der Stempelstelle einer kleinen Kapelle noch einmal gesehen, dann nie mehr. In Premono habe ich erst an einem Rastplatz Halt gemacht, dann aber im Pilgerführer gelesen, dass es eine Bar gibt - also habe ich diese angesteuert und um 12 Uhr einen wohlverdienten großen Café con  leche getrunken. Auch in der Bar war niemand außer mir. Bis Grado waren es noch 9 abenteuerliche Kilometer auf engen Trampelpfaden, durch Bachläufe und auf Betonpisten. Immer wieder ging es auch auf der Landstraße entlang. Gegen 14 Uhr kam ich in Grado an, irrte erst etwas hin und her, lief dann in Richtung Ortsausgang und habe mir in der Autobar ein Zimmer genommen. Leider war es in dem Zimmer lausig kalt. Ich habe zwar etwas Wäsche gewaschen, aber die wurde nicht trocken. Um 20:30 Uhr ging ich noch mal in den Gastraum, um das bestellte Abendessen zu verputzen. Suppe, Brot, Schweinebraten und Pommes, Flan, Rotwein. Alles zusammen für 8 Euro.

18.05.2013   Grado -> Salas (21,4 km)

Um 06:15 Uhr bin ich aufgestanden und habe meine klamme Kleidung geföhnt. Kurz nach 7 Uhr bin ich in die Bar runter, um einen Kaffee zu trinken und zu zahlen. In der Bar saßen 2 Österreicher, die auch hier übernachtet hatten. Einer der beiden war H. aus dem Pilgerforum. Wir hatten im Forum festgestellt, dass wir zu selben Zeit starten würden. Da er aber aus der Steiermark kam, schrieb ich gleich, dass er sicher super trainiert und dementsprechend schnell sei und ich mir deshalb ein gemeinsames Pilgern nicht vorstellen könnte. Und so war es dann auch - ein Stück sind wir zusammen gelaufen, haben uns dabei sehr gut unterhalten, aber da er flinker war und an dem Tag auch noch weiter wollte als ich, haben wir uns nach 2 Stunden wieder getrennt. In Cornellana nahm ich für einen Kaffee und ein alkoholfreies Bier gerne einen Umweg in Kauf. Auf dem direkten Weg wäre ich bis zum Etappenziel an keiner Bar mehr vorbei gekommen. In der Bar hoffte ich noch, dass der Regen nachlassen würde - aber weit gefehlt. So blieb mir irgendwann nichts anderes mehr übrig, als mich wieder samt Rucksack mit meinem roten Regencape zu verhüllen und mich wieder auf den Weg zu machen. Dieser war bisher ziemlich anspruchsvoll gewesen - auf und ab, steinig und glitschig. Ab Cornellana waren es noch 11 km bis Salas - und die Wege wurden nicht besser, im Gegenteil. Ein Schlammpfad war dabei, der z. T. den Steilhang hinunter weggebrochen war. Einmal lag ein großer Baum quer und ich hatte Mühe zwischen den Ästen durch zu kriechen, ohne mit dem Rucksack hängen zu bleiben.

Irgendwann ist einem alles egal und man wadet auch durch knöcheltiefes Wasser und fetten Morast. 1 Stunde vor Salas habe ich doch glatt einen Rastplatz gefunden, der dank Überdachung eine halbwegs trockene Sitzgelegenheit bot. Noch kurz vorher wollte ich mich in einem halb verfallenen Haus unterstellen, aber die Idee hatte schon ein älteres französisches Ehepaar gehabt. Als sie mich dann an dem Rastplatz sahen, kam evtl. ein klein wenig Neid auf :-). Erst jetzt merkte ich, dass ich Hunger hatte und so gönnte ich mir das erste von 2 Broten, die ich noch aus Oviedo hatte. In Salas kamen mir die Franzosen wieder entgegen und zeigten mir den Weg zum Hotel Soto, den sie in der Touristeninfo erfragt hatten. Sollte ich auf diesem Weg nun lernen die Franzosen zu mögen???

Das Zimmer im Hotel Soto kostete 18 Euro, mitten in der Stadt gelegen ein Traum .... wenn es nicht wieder unbeheizt gewesen wäre. War ich froh, dass ich auf den Rat einer lieben Pilgerin gehört hatte und einen Reiseföhn mitgenommen hatte - meine Hose und vor allem die Wanderschuhe wären ohne sicher nicht trocken geworden. Im Hotel habe ich auch Stefan (einer der beiden Österreicher aus der Autobar in Grado) noch einmal gesehen, der den Küstenweg bis hierher gelaufen ist und nächstes Jahr von hier aus bis Finesterre laufen will. Eigentlich gleicht Salas einem Schlafnest mit kleinem Supermercado und Haushaltswarenlädchen, aber um 20 Uhr ging plötzlich die Post ab - draußen wurde ein Autocorso durch die engen Gässchen veranstaltet. Mit viel Getriller und Tamtam wurde irgendetwas gefeiert. Das Wetter konnte es schon mal nicht gewesen sein, denn das war unverändert regnerisch. Ich grübelte schon, was aus den beiden Etappen über die Pässe werden würde, wenn diese durch den Regen unpassierbar würden. Ich sah mich schon im Bus sitzen.....

19.05.2013    Salas -> Tineo  19 km

 

So gegen 07:30 Uhr bin ich aus dem Hotel. Die Nacht war lausig kalt - was nützt die schönste Heizung, wenn sie nicht an ist. Meine Schuhe hatte ich so gut es ging trocken geföhnt. Das franz. Ehepaar stand vor dem Hotel und verabschiedete sich von einander. Nur er lief an diesem Tag, seine Frau fuhr mit dem Bus. Salas war noch wie ausgestorben -  keine Aussicht auf einen Café con leche ....

Am Ortsende ging es im Wald stetig bergauf, erst gemäßigt, später heftig steil. Von oben kam heute kein Wasser, dafür waren die Wege z. T. eigentlich unpassierbar. Nicht nur einmal fluchte ich, weil mir der Schlamm beinahe oben zu den Wanderschuhen hineinwaberte. Die ersten 450 m Höhenunterschied ließen mich ganz schön schnaufen. Der Franzose überholte mich schon bald hinter Salas, als ich einen Esel fotografierte.

Später joggte noch ein Spanier in Laufhose an mir vorbei. Neidvoll musste ich mir eingestehen, dass ich doch nicht soooooo fit bin.  Dieser Weg ist schon eine Herausforderung. Die Zweifel, ob die Entscheidung, den Primitivo zu laufen, richtig war, waren durchaus berechtigt! Nach 3 Stunden hatte ich erst 9,5 km geschafft und wollte in einer Bar in La Espina frühstücken. Außen wurde ausdrücklich ein Pilgerfrühstück beworben, aber drinnen schaffte es die grimmige "Tussi" gerade mal einen großen Café con leche zu servieren, bevor sie wieder ihren "sprich mich bloß nicht an" Blick aufsetzte. Ich muss aber zugeben, dass der Kaffee ausgesprochen lecker und mit 1,20 Euro auch günstig war. Also bin ich bald darauf weiter durch den Schlamm gestapft und habe gegen 12 Uhr Pause im Freien gemacht, eine Banane gegessen und einen ColaCao getrunken (super Supermercado in Salas sei Dank!)

Im Wald hörte ich einen Traktor fahren, der mich kurz vorher überholt hatte. Nun tuckerte er langsam und hinterher liefen 2 Stuten mit Fohlen. Kaltblüter - genau mein Beuteschema. An einer breiteren Wegstelle ließ man mich vorbei - weiter durch den Schlamm.

Kurz darauf kam auch ein Spanier, der bis Tineo in etwa genauso "schnell" durch den Schlamm sprang. Ca. 2,5 km vor Tineo saß eine Bauer auf einer Bank und erklärte, dass der Jakobsweg ab hier ein Stück weit unpassierbar sei. Wir unterhielten uns ein wenig - seine Gummistiefel wollte er mir aber trotzdem nicht geben - und ich ging den anderen Weg ins Dorf hinunter. Im Dorf wiederum hielt sofort ein Auto und man erklärte mir noch einmal ausführlichst, wie ich wieder auf den Jakobsweg käme. In Tineo angelangt lief ich erst nicht in die Stadt hinunter Richtung Herberge, die etwas abseits liegt, sondern dem Camino nach. Und wer begegnete mir am Platz vor dem Rathaus? "Mein" französisches Paar, das mir den Weg zur Pension La Posada beschrieb und diese sehr lobte. Zu Recht! 20 € für ein wunderschönes, neues, blitzeblankes Doppelzimmer waren gut investiert. Nach dem Wäschewaschen und Duschen bin ich in eine Sideria zum Essen. Da außer mir nur noch ein paar Gäste an der Bar standen, widmete sich die Wirtin ganz meiner Person. Sie setzte sich an den nächsten Tisch mit Blick zu mir und beobachtete jeden Bissen, den ich zu mir nahm. Ich wagte es nicht, auch nur den winzigsten Rest auf dem Teller zu lassen.

 

20.05.2013   Tineo -> Pola de Allande   28 km

 

Gestern hatte ich noch mit meinem Schweinehund gerungen .... hätte es an diesem Tag geregnet, wäre ich Bus gefahren. Aber es war nur sehr neblig, als ich gegen 06:30 Uhr aufstand. Alles - bis auf die Wanderschuhe - war prima trocken geworden. Aber dank des "mitgeschleppten" Reiseföhns konnte ich auch dieses Problem in Windeseile lösen. Gerne hätte ich im Aufenthaltsraum einen Kaffee getrunken, aber da ich kein Kleingeld für den Automaten hatte und niemand zum Frühstücken da war, musste ich mich mit einem abgepackten Muffin (gratis) und Wasser begnügen. Um 07:20 Uhr bin ich dann los. Zum Warmlaufen ging es gleich sehr steil eine Gasse nach oben. Vor mir liefen 2 spanische Ehepaare, mit denen ich mich ab und an ein wenig  über das Wetter und die Etappen unterhielt. Irgendwann beim ersten heftigen Aufstieg waren sie verschwunden ..... und liefen plötzlich unten auf der Straße wieder vor mir, obwohl ich sie überholt hatte. Sie waren der Straße gefolgt und hatten sich somit ein Stück Weg erspart, das ich allerdings als sehr laufenswert empfand.

In Villaluz tuckerte ein älterer Spanier auf seinem Balkenmäher ein Stückchen neben mir her und strahlte mich mit einem breiten fast zahnlosen Lächeln immer wieder an. Irgendwann wurde er langsamer, gab wieder Gas und als er wieder auf meiner Höhe war, drückte er mir einen Strauß Ringelblumen, die hier überall wild wuchsen, in die Hand. Einfach nur nett!!!! In Campiello kehrte ich in der Bar Casa Ricardo ein und gönnte mir ein alkoholfreies Bier und ein Bocadillo. Dieses war so riesig, dass ich gut die Hälfte eingetuppert und zu Abend gegessen habe. Eigentlich glaubte ich hier schon weit mehr als die Hälfte der Etappe und die schlimmsten Steigungen hinter mir zu haben - weit gefehlt!!! Nicht nur, dass mir von den 28 km noch 15 fehlten, es ging auch nochmal ziemlich weit nach unten, damit man mit vollem Schwung noch über den Alto de Porciles und noch höher über den Alto de Labadoiro konnte. Kurz vor Letzterem ist der Dorfladen von José Manuel, einem netten Kauz. Ich habe mich etwas mit ihm unterhalten (er betonte ganz stolz, dass er "fluently" Englisch spricht), einen Café con leche getrunken, seinen Laden gelobt und ihm sein Abbild im Outdoorreiseführer gezeigt. Als ich ihn bat, das Foto zu signieren, hat er sich sehr geschmeichelt gefühlt. Im Laden war auch ein deutsches Ehepaar, eher seltsame Zeitgenossen. Ich finde es nicht nett, wenn man im Beisein anderer Personen mit vorgehaltener Hand tuschelt und dann kichert... aber egal.

In Pola de Allande habe ich mir ein günstiges Hotel gesucht, habe mein tägliches Pflichtprogramm absolviert und bin danach in den gegenüberliegenden Supermarkt einkaufen gegangen. Mein restliches Bocadillo wollte ich auf einer Bank im Freien genießen und traf wieder "mein" franz. Ehepaar. Ich glaubte an eine letzte Begegnung, denn er wollte am nächsten Tag bis Grandas de Salime laufen (das sind fast 37 km auf und ab!) und sie fuhr wieder mit dem Bus. Ich wollte nur 21,6 km bis La Mesa.

21.05.2013  Pola de Allande -> La Mesa    21,6 km

Ich bin wieder so gegen 07:30 Uhr los. Erst führte der Weg ein längeres Stück auf der Straße nach oben, dann zweigte der Camino nach links ab und es ging mal mehr mal weniger steil hinauf und leider manchmal auch wieder nach unten. So waren nicht nur 600 Höhenmeter zu überwinden, sondern durch die Auf und Abs etliche mehr. Erschwerend kam noch dazu, dass der Weg sehr steinig ist. Am Pass Puerto del Palo lag sogar noch etwas Schnee und es war dementsprechend kalt. Gegen 13 Uhr erreichte ich die Bar in Lago, wo ich mir einen Cola Cao, ein alkoholfreies Bier und ein Bocadillo gönnte, welches aber wieder so riesig war, dass 2/3 in der Tupperbox verschwanden. Das Abendessen war somit gesichert ;-) Nach Lago ging es nochmal ein Stück nach oben, dann endlich mal eben dahin. In Berducedo lief ich noch fröhlich an der neuen und offensichtlich sehr schönen Herberge vorbei. Wenn ich geahnt hätte, dass das Hostal in La Mesa nicht mehr existiert, wäre ich dort geblieben, aber so stapfte ich tapfer weiter (natürlich steil nach oben!). Kurz vor La Mesa hatte ich dann noch mal eine Begegnung, die mir leicht weiche Knie machte (siehe Foto):

Außer mir waren noch 3 Mädels aus Californien und ein junger Mann aus Irland in der sehr einfachen Herberge von La Mesa. Leider war es dort gnadenlos kalt - auch das Duschwasser. Keiner von uns hat den vorhandenen Boiler dazu gebracht, warmes Wasser von sich zu geben. Um wenigstens von innen ein wenig warm zu werden, wäre ein Kaffee toll gewesen. Also machte sich eines der Mädels mutig auf, um im nächstgelegenen Haus nach Kaffeepulver zu bitten. Wir anderen beobachteten sie von der Gartenbank aus, sahen, wie sie klingelte, sich die Tür öffnete, sie im Haus verschwand .... und nach einer geschätzten Ewigkeit mit ihrer "Beute", einer kleinen Tüte Kaffeepulver, wieder herauskam. Der Schluck Kaffee sollte das einzig Warme an diesem Tag bleiben. In der Nacht froren wir alle - trotz Schlafsack und Decke und am nächsten Morgen waren die Scheiben der Herberge komplett beschlagen. Kein Wunder, wenn man immer wieder Berichte liest, in denen von Schimmelbefall in La Mesa geschrieben wurde.

 

22.05.2013   La Mesa -> Grandas de Salime    15 km

 

Hui war das eine kalte Nacht! Ich glaube, dass ich immer nur wenige Minuten geschlafen habe, um dann vor Gebibber wieder aufzuwachen. Irgendwann brummte der Handywecker von einem der Mädels, aber es kostete echt Überwindung aufzustehen. Um 7 Uhr habe ich es dann doch getan, habe im Spiegel meine Augenringe bewundert, Katzenwäsche gemacht und meinen Rucksack gepackt. Irgendwann zwischen 7:30 und 7:45 Uhr bin ich losgestapft. Der Ire überholte mich und erzählte, dass er bis Sonntag in Santiago sein muss, deshalb würde er so schnell laufen. Allerdings ist er mir am späten Nachmittag nochmal in Grandas über den Weg gelaufen - sehr seltsam.

Gleich neben der Herberge in La Mesa zieht sich der Camino auf der Teerstraße nach oben. Es war noch sehr neblig und dementsprechend feucht ... irgendwie manchmal auch gespenstisch. Man musste auf der Straße etliche Höhenmeter überwinden, bis es seitlich ab ging. Der Weg führte durch einen alten, jedoch noch bewohnten Bauernhof und schließlich durch ein Weidetor querfeldein.

 

Hier begann dann auch bald der Abstieg zum Stausee, der es sehr in sich hatte und nicht nur auf die Knie ging. Irgendwann im Wald überholte mich er erste Radpilger, den ich auf diesem Weg gesehen habe.

Endlich am Stausee angekommen, wurde auch auf das naheliegende Hotel hingewiesen, wo ich mir einen ColaCao gönnte und danach außen auf der Bank meine erste Blase am rechten Fuß versorgte.

Nun folgten wieder viele 100 m auf der Teerstraße, von wo aus man aber immer wieder fantastische Ausblicke auf den Stausee hatte. Die letzten knapp 2 km ging es nochmal steil über einen Trampelpfad durch den Wald und über die Heide.

In Grandas de Salime wollte ich erst ein Zimmer in einem Hostal suchen, jedoch gefiel mir das einzige Hostal, das ich sah, überhaupt nicht. Deshalb bin ich dann doch in die Pilgerherberge, die neu, sauber und gepflegt ist und von einem sehr engagierten Hospitalero betreut wird. Ich war an diesem Tag die 2. die "eincheckte", im Laufe des Nachmittages füllte sich die Herberge aber bis auf das letzte Bett. Den Nachmittag verbrachte ich z. T. im kleinen Garten der Herberge in der Sonne bis um 17 Uhr endlich der Supermarkt aufmachte und ich mir etwas zu Essen kaufen konnte.

Grandas de Salime -> A Fonsagrada  28,4 km

Die Nacht war besser als die letzte, aber auch nicht so der Hit. Sobald sich der Pilger über mir im Stockbett umdrehte, wackelte das ganze Bett .. und er drehte sich sehr oft um. Trotz Ohropax konnte ich hören, dass da etliche Schnarcher in den beiden Schlafräumen waren. Gegen 6 Uhr klingelte der erste Handywecker und bald darauf kam Leben in die Herberge. Um 7 Uhr bin ich nach einem kargen Frühstück (trockener Toast und Wasser - in der Herberge gibt es leider absolut nichts zu essen) los, denn heute lagen 28,4 km vor mir, die es in sich hatten. Grandas de Salime liegt auf 564 m und der Alto de Acebo erhebt sich auf 1024 m. Zuvor muss man noch den höchsten Punkt (1122 m ) passieren. Eine ganze Reihe Windräder steht oben am Kamm und kamen mir an diesem Tag besonders gespenstisch vor, da oben noch Nebel hing und man die Räder laut hörte, aber nur schemenhaft sah. Kurz vor der Bar El Acebo, die leider geschlossen war, passiert man auch die Grenze von Asturien nach Galicien. Ab hier muss man sich erst mal an die geänderte Wegführung gewöhnen, denn ab sofort weisen die Strahlen in Richtung Santiago, nicht mehr das Schloss der Muschel!!!

Weit und breit keine Sitzgelegenheit - dabei hatte ich mich schon so auf die im Outdoorführer beschriebene Bar gefreut. Die Mädels aus Californien haben sich mal wieder mitten auf dem Weg zum "Snackbreak" niedergelassen. Aber wie heißt es doch? Der Weg gibt dir, was du brauchst! Und so fand ich ein wenig später einen Rastplatz mit Bänken und Tischen neben einer kleinen Kapelle.

Der von vielen in diversen Foren als so heftig beschriebene Anstieg nach A Fonsagrada war irgendwie gar nicht so schlimm .... plötzlich war ich oben. In der Pension Manolo, die schon am Ortsanfang beworben wird, war kein Zimmer mehr frei, aber der Wirt beschrieb mir den Weg zu einer weiteren, sehr netten Pension namens Cantabrico mitten im Ort. Welch ein Glückstreffer!!! Erst war ich etwas enttäuscht, dass mein Bad nicht direkt mit im Zimmer, sondern über den schmalen Flur war. Aber es gehörte ausschließlich zu meinem Zimmer und hatte EINE BADEWANNE! Oh welche Wonne - diese Wanne ;-) Später am Abend bin ich zum Pilgermenü zurück zu Manolo gelaufen und war an diesem Abend die Einzige. Das Menü jedoch war absolut lecker, ich bekam auch hier eine ganze Flasche Rotwein, die ich allerdings nicht leerte, und gegen 2 € Aufpreis ein leckeres hausgemachtes Mandelsorbet, das jeden Cent wert war. Gegen 21:30 Uhr wackelte ich wieder zurück in meine Pension.

24.05.2013     A Fonsagrada -> Cadavo-Baleira  25 km

 

Eigentlich fing der Tag so gut an, denn ich hatte wunderbar geschlafen ... aber dann: Die Wäsche, die ich über das gesamte Bad verteilt hatte,  war nicht trocken geworden, also musste ich wenigstens die Wanderhose föhnen. Inzwischen hatte ich auch eine 2. Blase am Fuß, die ich aufgemacht und gut verpflastert habe. Das nahm alles etwas Zeit in Anspruch und ich bin relativ spät los, erst so gegen 8 Uhr. Ich war bereits am Ortsrand von A Fonsagrada, als ich bemerkte, dass ich mein kleines Trekkinghandtuch vergessen hatte - es lag wohl noch auf dem blütenweißen Bett, wo es mir beim Packen nicht aufgefallen war. Naja, 100 g weniger zu schleppen, denn ich hatte keine Lust umzukehren.

Bis Padron führte ein Trampelpfad unterhalb der Landstraße entlang, dann ging es ein Stück der Straße nach und schließlich durch den Wald. Tja und nach dem Wald muss ich dann einen Pfeil übersehen haben und bin bis Montouto auf der Landstraße entlang getappert. Laut Landkarte war das ein fieser Umweg - ich kam mir zeitweise wie Hape Kerkeling vor, als er seiner Etappe unterhalb des Camino Duro beschrieb. Die LKWs fuhren teilweise sehr dicht an mir vorbei und der Luftwirbel brachte mich nicht nur einmal zum Wanken.... Was war ich froh, als ich endlich den Ortsnamen Montouto las und von der Straße aus durch den Ort nach oben auf den Camino zurück fand. Natürlich ging es ab Montouto wieder heftig nach oben bis auf 1.030 m. Neben den Windrädern befinden sich eine Kapelle und eine uralte halbverfallene Pilgerherberge auf dem Pass.

Danach ging es sehr steil über teilweise sehr steinige Wege nach Paradavella runter. Kurz vor dem Ortseingang ist eine nette Bar (Meson), wo ich eine Mittagspause machte und mir das erste Essen des Tages gönnte: Bier, Wasser und ein Bocadillo mit Thunfisch, Oliven und Tomate. Am Nebentisch saß das kanadische Ehepaar mit seiner verwöhnten Tochter. Das Dreigespann war mir schon öfter aufgefallen, zuletzt in der Herberge in Grandas. Die 25jährige Tochter hatte einen sehr herrischen Ton im Umgang mit ihren schon etwas betagteren Eltern (beide schon im Rentenalter). Besagte Tochter aß einen riesigen Burger, maulte aber die ganze Zeit herum und zerlegte den Burger, sonderte ab, was sie mochte und schob Teile, die sie nicht mochte auf die Teller ihrer Eltern. Wenig später überholte ich die 3 im Wald wieder - die Tochter stand etwas abseits vornübergebeugt und gab den Burger wieder von sich...

Natürlich hatte der Weg wieder einige Schikanen vorbereitet. Es galt nicht nur einige Male steil nach oben zu kraxeln, sondern es versperrten auch hier wieder umgestürzte Bäume den Weg und man musste beim Drüber- oder Drunterdurchklettern höllisch aufpassen, dass man nicht den steilen Hang hinunterrutschte.

Irgendwann holte mich das kanadische Gespann wieder ein und der Vater fragte mich, ob ich Magentabletten dabei hätte. 2 Riopan habe ich ihr gerne gegeben, aber ich hatte wenig Hoffnung, dass in diesem Fall die Tabletten helfen würden. In Fontaneira war noch mal eine nette Bar am Straßenrand und ich haderte sehr mit mir, bin aber weiter. Der Weg wollte heute kein Ende nehmen, was nicht nur meine Meinung war, sondern auch die des kanadischen Vaters, den ich später vor der Pension wieder traf. In O Cádavo habe ich die Herberge rechts liegen lassen - war sowieso "completo" - und bin zu der ausgeschilderten Pension 50 m weiter. Dort hatten sie keine Einzelzimmer mehr. also musste ich in den sauren Apfel beissen und 35 € für ein Doppelzimmer berappen, denn weiter konnte und wollte ich an diesem Tag nicht mehr laufen. Nach dem üblichen Programm habe ich einen Supermarkt gesucht und eingekauft, u. a. ein Gebäck "con cebolla". Ich freute mich schon auf das leckere Zwiebelbrot .... das sich beim Öffnen der Verpackung als Apfelfladen entpuppte.

25.05.2013  O Cádavo-Baleira -> Lugo   34 km

 

Ich kann es selbst nicht glauben, aber ich habe es getan!

Am Morgen bin ich erst um 8 Uhr zum Frühstücken in die Bar runter. Erstaunlicherweise tat mir gar nichts mehr weh - alles über Nacht wie weggeblasen!!! Da ich ursprünglich ja vor hatte nur knapp 9 km bis Castroverde zu laufen, ließ ich es seeeeehr gemütlich angehen und bin erst kurz vor 8:30 Uhr los gelaufen. Die Landschaft und der Weg waren nun schon deutlich anders als in Asturien. Immer wieder gab es hier Eukalyptuswälder, die Steigungen wurden auch immer moderater. Gegen 10 Uhr kam ich in Villabade an, wo endlich mal wieder eine Kirche offen war. Es wurde sogar das Credencial gestempelt, man bekam ein Faltblatt und die Kirche wurde kurz erklärt. Fotografieren war ausdrücklich erlaubt und so habe ich neben der Heiligen Barbara und der Heiligen Katharina auch den prächtigen Altar fotografiert.

Als ich wieder zum Ausgang ging, kam gerade das kanadische Ehepaar samt Tochter herein. Sie bedankte sich nochmal für die Magentabletten, die ich ihr gestern gegeben hatte. Den Durchmarsch konnten sie leider nicht verhindern. Wir plauderten noch ein wenig und ich ging wieder weiter, nicht ohne gute Besserung zu wünschen.

In Castroverde - meinem für diesen Tag eigentlich geplanten Etappenziel - gefiel es mir dann doch so wenig (die Füße waren auch schmerzfrei), also setzte ich meinen Weg Richtung Lugo fort. Immer wieder wurde ich von altbekannten Gesichtern überholt, bzw. überholte ich selbige. Bei einer Rast im Wald auf einer Bank (hatte Seltenheitswert!) kam das Eltern-Tochter-Gespann und staunte nicht schlecht, dass ich meine Meinung geändert hatte. Die Wege waren an diesem Tag eigentlich gut zu gehen ... wenn da nicht plötzlich das Schienbein über dem rechten Schuh gezwickt hätte. Als Grund des Übels vermutete ich zunächst, dass ich den Schuh zu eng geschnürt hatte, denn das Schienbein war über dem Schaft stark geschwollen. Mitten im Wald blieb mir nichts anderes übrig, als den Schuh anders zu schnüren, Voltaren auf das Schienbein aufzutragen und letztendlich weiter zu laufen. Auf dem weiteren Weg gab es keine Bar, nur 2x die Gelegenheit Getränke oder Knabbereien aus einem Automaten zu ziehen ....nö danke!

Irgendwo im Wald saßen die 3 Spanier, die in der Herberge in Grandas die Betten um mich herum belegt hatten. Eine der Frauen jammerte beim Aufstehen sehr, dass ihr alles so weh täte. Als ich sagte, dass es mir genauso ginge, mussten wir alle 4 lachen ... keiner von uns wurde gezwungen den Camino Primitivo zu gehen.

Mein Bein hielt Dank Voltaren bis Lugo durch:

Erst irrte ich etwas planlos durch die Stadt - bis ich plötzlich hörte, dass jemand nach mir rief! MEIN französisches Ehepaar. Die haben sich echt gefreut, mich wieder zu sehen. Als ich ihnen sagte, dass ich im Gewirr der Altstadtgassen die Orientierung verloren hatte, zückte sie einen Stadtplan und erklärte mir den Weg zur Plaza Major. Den Plan wollte sie mir schenken, aber ich lehnte dankend ab. Als ich in das erste schmale Seitengässchen einbog, tönte aus einer Bar Joe Cockers Lied "With a little help from my friends" und ich musste schmunzeln. Eigentlich wollte ich mir ein Zimmer in dem Hotel nehmen, in dem ich schon 2009 mit Katharina übernachtet hatte, aber dort waren alle Zimmer ausgebucht. Die freundliche Dame an der Rezeption zeichnete mir jedoch auf einem Stadtplan den Weg zum Hostal Alba ein und empfahl es wärmstens. Dort hatte man auch ein Zimmer frei - mit unmittelbarem Blick auf die Stadtmauer. Die Leute spazierten so quasi direkt an meinem Fenster vorbei. Nach dem Duschen, Wäsche waschen und nach Hause simsen habe ich ein Nickerchen gemacht, bevor ich gegen 20 Uhr zum Abendessen getapst bin. In der Bar mit Restaurant wurde auf einem riesigen Flatscreenfernseher ein Fußballspiel übertragen - muss wohl ein Spiel gegen Deutschland gewesen sein, denn etliche spanische Jugendliche saßen in Bayern München Trikots da und schauten gebannt zu. Ich hatte auch große Freude ... an meinem Menü: Caldo Gallego, Kotelett mit Spiegeleiern, Pommes Frites und gegrillter Paprikaschote ...mmmmhhhh!!! Dazu ein Wasser, ein Bier und danach noch einen Café con leche.

Auf dem Weg zurück ins Hostal war es sehr frisch - die Spanier waren eher winterlich gekleidet - aber im Zimmer war die Heizung an! :-)

26.05.2013  Lugo

Nachdem ich erst schlecht geschlafen habe und immer wieder aufgewacht bin, weil außen auf der Straße sehr laut gesungen und gefeiert wurde, kramte ich gegen 2:30 Uhr nach meinen Ohropax und konnte mit selbigen in den Ohren wunderbar schlafen ... bis mein innerer Wecker um 6 Uhr der Meinung war, ich müsste aufstehen - nö! Also bin ich noch bis 9 Uhr im Bett liegen geblieben und habe mich dann so ganz langsam fertig gemacht. Leider war das rechte Bein noch nicht wirklich besser. Deshalb hatte ich erneut Voltaren aufgetragen und einen Verband angelegt, damit ich mir meine "gute Ausgehhose" nicht mit der Salbe verschmiere. So bin ich erst mal zur Kathedrale geschlendert, wo gerade Gottesdienst war. Dort blieb ich, bis eine große Truppe Buspilger einfiel und knipsend und laut palavernd umherlief. Ich ging lieber in ein Café zum Frühstücken. Es gab für 2 € Café con leche und 4 große Churros! Ich habe noch ein wenig im Outdoor-Handbuch gelesen und bin wieder zurück zum Hostal, um mir noch ein T-Shirt drunter zu ziehen. Für Ende Mai war es ungewöhnlich kalt. Danach bin ich ein Stück auf der Stadtmauer spaziert, wo ich beruhigt feststellen konnte, dass wirklich niemand in mein Hostalzimmer schauen konnte. Auf dem Weg zurück ins Hostal war ich noch in einer anderen Kirche, in der gerade die Kommunion zu Ende war, bin noch etwas durch die Gassen geschlendert und habe Brot, Wasser und Wurst gekauft. Ein wenig einsam kam ich mir schon vor - so viele Gesichter in der Stadt, aber kein bekanntes mehr. Alle Pilger, die ich bis Lugo immer mal wieder gesehen habe, sind sicher an diesem Tag ohne Pause weiter. Ich habe den Rest des Tages erst noch etwas mein Bein geschont und habe mich dann auf die Suche nach einem Stempel für mein Credencial gemacht, denn meine Wirtin hatte keinen. Angeblich soll in der Kathedrale einer ausliegen, aber ich konnte ihn beim besten Willen nicht finden und keiner der Spanier, die ich fragte, wusste Bescheid. Mittlerweile war es 21 Uhr und so bin ich in die Bar, in der ich gestern zu Abend gegessen hatte und bat dort um einen Stempel. Dann habe ich mir in einer anderen Bar gleich gegenüber des Hostals noch ein Schlummerbier gegönnt - ich musste ja schließlich meinen Flüssigkeitshaushalt ausgleichen - und bin danach Schlafen gegangen.

27.05.2013   Lugo -> San Roman da Retorta   20 km

Nur 20 km, aber wenn das Bein schmerzt, ziehen sich diese wie ein alter Kaugummi! Aus Lugo habe ich erst gut herausgefunden, bis dann vor einer Brücke eine Baustelle war und das Schild für den Camino eindeutig nach rechts zeigte.....aber die anderen Pilger hinter mir kehrten plötzlich um und gingen über die Brücke. Also Outdoorführer raus und - zurück! Natürlich ging es über die Brücke am Fluß entlang! Und aufwärts! Nach ca. 1 Stunde meldete sich die Blase am linken Fuß, aber nach einem neuen Pflaster ging es gut. Die Landschaft war sehr wenig sehenswert, der Weg führte viele Kilometer auf der Straße entlang. Weit und breit gabe es auch heute keine Bar und so ließ ich mich gegen 12 Uhr in einem Bushäuschen nieder und machte Brotzeit. Erstaunlicherweise konnte ich danach viel besser, da fast schmerzfrei weiterlaufen. Bis zur privaten Herberge nach San Roman waren es nur noch 3 km und auf dem Weg dorthin hielt ein Auto neben mir. Der Fahrer wollte mir einen Werbezettel für eben diese Herberge in die Hand drücken. Als ich ihm sagte, dass ich gerne ein Einzelzimmer hätte, fuhr er strahlend weiter - bis ich in San Roman ankam, war das Zimmer schon fast fertig vorbereitet. Von meiner Vorgängerin stand sogar noch ein Blumenstrauß neben dem Bett - sehr schön! Handyempfang hatte ich keinen, deshalb war ich sehr froh, dass ich meine Schwester Ute schon am Vormittag angerufen und ihr zum Geburtstag gratuliert hatte. So habe ich mich auf die Terrasse vor die Herberge gesetzt und der Dinge geharrt. Außer mir waren an diesem Tag noch 3 Holländer, 3 Italiener und 2 Polinnen zum Übernachten hier. Die Herberge war noch sehr improvisiert. Es gab ein großes Plastikfass mit Rotwein, aber nur 2 Gläser. Die beiden Herbergsbetreiber schienen uns allen etwas überfordert - ständig fuhren sie mit dem Auto weg, um etwas zu holen, so z. B eine Palette Bier, weil es außer dem Wein nichts zu trinken gab. Das Abendessen haben wir bei ihnen bestellt, aber hatten so unsere Zweifel, ob und wann wir etwas bekämen, denn außer einer großen Kaffeemaschine gab es in der Küche nichts. Irgendwann waren wir alleine in der Herberge, bedienten uns an dem Weinfass, saßen draußen, beobachteten die wenigen anderen Pilger, die an unserer Herberge vorbeiliefen. Irgendwann wurde es kühl und mir kam die Idee in dem alten durchgerosteten Grill ein Lagerfeuer zu schüren. Dürre Äste lagen genug herum. Kurz nach 20 Uhr kam der Hospitalero mit unserem Abendessen - dazu gab es Wasser aus der Quelle neben der Herberge und Wein aus dem Plastikfass. Bis 21:30 Uhr saßen wir danach noch außen beim Feuer. Irgendwann raschelte es im Wald und plötzlich waren da 4 "Hunde" - zumindest sahen sie so aus ... allerdings kamen uns schon bald Zweifel, ob es nicht vielleicht doch Wölfe oder Wolfsmischlinge sein könnten.

Als es gegen 21:30 Uhr anfing zu regnen, sind wir alle nach innen. Die Hospitaleros haben sich für die Nacht verabschiedet und sind weggefahren. Wir haben uns innen noch etwas unterhalten, den kleinen Kanonenofen angeschürt und nach und nach ins Bett verzogen.

28.05.2013    San Roman -> As Seixas 15,2 km

Die Nacht war so ..... naja - es hat die ganze Nacht aus dem Abfluss der Dusche übelst gerochen. Abgesehen davon hätte ich in dem Bett prächtig schlafen können. Aber so - das Fenster wollte ich auch nicht weit öffnen, weil es in Strömen regnete und der Regen so gegen die Scheibe prasselte, dass ich eine Überschwemmung in meinem Zimmer gehabt hätte. Bei den freiliegenden Leitungen und improvisierten Steckdosen wäre das vielleicht eine spannende Nacht geworden :-)

Punkt 8 Uhr erschien in der Herberge ein junger Spanier, der den Kaffee für uns machte. Das Frühstück bestand leider größtenteils aus abgepackten Kuchen, ungetoastetem Weißbrot und Marmelade. Naja, es machte satt! Der Spanier kassierte ab und wir konnten losmarschieren. Der Weg war nicht so toll - es ging überwiegend auf kleinen Teerstraßen oder geschotterten Forstwegen entlang. Dabei fing es immer wieder an wie aus Eimern zu schütten - also Poncho an und wieder aus und wieder an und .....Auch hier entwickelt frau irgendwann eine Technik, ihn nur noch vorne hoch nach hinten über den Kopf zu ziehen - bis zum nächsten Regenschauer. In As Seixas habe ich die private Herberge angesteuert, erst ein alkoholfreies Bier getrunken, "eingecheckt", geduscht, Wäsche gewaschen und danach festgestellt, dass die Eingangstür verschlossen war. Erst störte es mich wenig, da ich noch etwas gelesen und die strömenden Pilger beobachtet habe. Wo kamen die nur plötzlich alle her???? Wahrscheinlich starten in Lugo ähnlich wie in Sarria viele "100-km-Pilger". Aber alle bogen ab zur öffentlichen Herberge - so wohl auch "meine" Holländer und Italiener aus San Roman, denn irgendwann sah ich sie ohne Rucksack auf die private Herberge zu laufen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als aus dem Fenster zu klettern, um mit ihnen gemeinsam einen Kaffee zu trinken. Der Witz an der Sache war, dass die Tür nur total klemmte und gar nicht abgesperrt war. Nachdem ich mein Dilema geschildert hatte, kam der Schwiegersohn der Wirtin und ölte die Scharniere - danach ging die Tür "wie geschmiert" auf und zu.

Das Abendessen gab es hier schon um 19:30 Uhr. Bis dahin habe ich noch Tagebuch geschrieben und meinen MP3-Player eingestöpselt. Irgendwann kam noch ein französisches Ehepaar in die Herberge - mehr nicht. Kurz vor 19:30 Uhr bin ich ins Restaurant zum Abendessen, wo schon meine Holländer saßen. Es wurde ein netter Abend mit 2 Flaschen Rotwein, Linsensuppe, Fleisch mit Pommes Frites und kleinen Paprikaschoten. Zum Nachtisch gab es 4 (!) Erdbeeren. Das Menü kostete genau wie die Übernachtung in der leider lausig kalten Herberge 10 €. War ich froh, dass ich als erste in der Herberge war und mir die dickste der beiden Wolldecken schnappen konnte - ohne wäre ich diesmal wahrscheinlich erfroren ;-)

29.05.2013  As Seixas -> Melide  15 km

Die Nacht war erst sehr unruhig, da sich die Franzosen noch ewig unterhalten haben und man zudem in der Herberge alle Geräusche aus der Restaurantküche durch die Wand hindurch hörte - trotz Ohropax. Gegen 7 Uhr bin ich aufgestanden und habe ich langsam fertig gemacht. Irgendwann krochen auch die Franzosen aus ihren Schlafsäcken. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich nach deren Geräuschpegel am Abend vorher, auch nicht sonderlich bemüht besonders leise zu sein. Im Restaurant gönnte ich mir noch ein kleines Frühstück bestehend aus einem großen Kaffee und einem trockenen Kuchen und bin dann so gegen 7.45 Uhr in den Regen hinein losgestapft. Draußen war es neblig und dadurch ziemlich gespenstisch. Die Kapuze des Regenponchos nahm z. T. die Sicht und dämpfte auch die Geräusche, was mich manchmal ziemlich irritierte. Natürlich machte das Bein auch heute wieder Probleme, so dass ich nur relativ langsam voran kam. Ich habe noch einen ColaCao-Stopp in der einzigen Bar des Weges gemacht und mein Credencial stempeln lassen, dann bin ich bis Melide durch gelaufen. In Melide war ich erst in der Kirche und habe mir danach ein Zimmer in einer Pension gesucht. Mein Bein meldete sich wieder und bekam von mir die Pflege, die es forderte, um noch die letzten 3 Etappen auf dem Camino durch zu halten. Gerade als ich gegen 13:30 Uhr beschlossen hatte in einen Supermarkt zu gehen, kam Margrit mit ihrem Mann in der Pension an. Später kam auch noch Paolo vorbei, aber nur um sich in der Bar der Pension eine Schachtel Zigaretten zu kaufen. Margrit erzählte, dass Bernd bis Arzua weitergelaufen ist - ich war sehr gespannt, ob wir uns in Santiago alle wieder treffen würden. In der Bar habe ich noch einen Salat gegessen, etwas getrunken und für das Zimmer stolze 30 € bezahlt. Das sind dann wohl die Preise auf dem Camino Francés!!! Außen sind noch gefühlte 100te Pilger vorbeigelaufen - nach der Ruhe und Einsamkeit auf dem Primitivo sehr ungewohnt. Ein Pilger mit Minirucksack kam in die Bar und etwas später wurde sein großer Rucksack angeliefert....

30.05.2013    Melide -> Arzua 14 km

 

Das Einzige, was mich an diesem Camino echt nervte, war die ewige Kälte in den Pensionen und Herbergen!!!!!Margrit bat gestern noch darum, die Heizung anzuschalten - es wurde auch relativ schnell warm und die Wäsche wurde Ruck-Zuck trocken, aber am nächsten Morgen war die Heizung aus und das Zimmer wieder lausig kalt. Als ich kurz vor 8 Uhr los bin, war die Bar noch geschlossen - also war der Traum vom warmen Kaffee schnell begraben.... Den Schlüssel habe ich im Treppenhaus auf ein Schränkchen gelegt.

Die ersten Kilometer spielte das rechte Bein noch gut mit, irgendwann aber kam der Schmerz wieder und ich kam langsamer voran. Dadurch wurde mir bewusst, wie viele Pilger hier unterwegs waren. Was ich auf dem Camino Primitivo auf gar keinen Fall vermisst hatte, waren die Radpilger, die hier nun gehäuft auftraten und die Fußpilger immer wieder heftig anklingelten, damit man sich in Luft auflösen kann....grrrrrrrrrr!

Kurz vor Boente gab es wie 2011 schon gesehen, den kleinen Selbstbedienungsstand am Waldrand. Leider sah das Obst bei näherer Betrachtung nicht so lecker aus, also habe ich mir nur einen Stempel geholt und bin noch ein wenig weiter zum Café El Aleman. Dort gönnte ich mir einen Café con leche und eine Tarta de Santiago. Und wieder habe ich mir einen Stempel verkehrt herum in mein Credencial...mit Brille wäre das nicht passiert ;-) In Boente habe ich mir in der Kirche noch einen Stempel geholt - so hatte ich für diesen Tag 3, das sollte reichen. Schon komisch, wenn man auf dem Weg nun immer wieder denkt "kenn ich - da war ich schon mal". Der weitere Weg führte wieder durch Wälder auf und ab, durch kleine Orte, über Steinbrücken, unter Straßen hindurch oder an vielbefahrenen Straßen entlang und schließlich landete ich in Arzua, wo ich auch die ersten Pilger zu Pferd sah. In der Ortsmitte fand ich eine Pension, in der ich das letzte freie Zimmer bekam, was aber leider wieder unbeheheizt war. Nach dem Duschen und Wäsche waschen bin ich gegen 13:30 Uhr zum Essen gegangen. Es ist draußen deutlich wärmer geworden, sodass sogar die Wäsche, die ich vor dem Fenster aufgehängt hatte, trocken wurde!

 

 

31.05.2013    Arzua -> O Pedrouzo

19,2 km


Um 07:35 Uhr habe ich mich zur vorletzten Etappe aufgemacht. Als ich am 17. Mai in Oviedo gestartet bin, hatte ich doch so einige Zweifel, ob ich das alles schaffen würde. Aber nicht einmal mein geschwollenes rechtes Bein konnte mich jetzt noch stoppen ;-)

Irre, wie viele Menschen hier auf dem Camino Francés unterwegs waren - ganze "Karawanen" zogen Richtung Santiago. Was ich bisher auch noch nie gesehen hatte: Gegenüber der letzten Herberge von Arzúa lag ein Pilger auf dem Boden und schlief. War am Vortag die Herberge bereits voll oder war er zu spät angekommen? Keine Ahnung....

Nach 1,5 Stunden habe ich in Calzada die erste Pause gemacht und mir einen Café con leche gegönnt. Obwohl ich den Weg hier 2011 mit Katharina schon mal gegangen bin, konnte ich mich an manche Abschnitte gar nicht mehr erinnern, an andere dafür sehr gut. In Salceda wollte ich mir in der Bar einen Stempel holen und traf Margrit und ihren Mann. Wir haben uns beide sehr über das Wiedersehen gefreut. In Empalme habe ich etwas getrunken, eigentlich wollte ich auch etwas essen, aber mal wieder war die Frau hinter der Theke wenig motiviert und kam nicht mehr für weitere Bestellungen her...

Der weitere Weg nach O Pedrouzo war wenig idyllisch. Dafür wurde ich in O Pedrouzo in der Pension Maribel mit einem nagelneuen sehr netten Zimmer belohnt. Nach dem täglichen "Pflichtprogramm" (Duschen und Wäschewaschen) bin ich wieder an der Hauptstraße entlang zu einer Bar, die Menüs angeboten hatte. Wie heißt es so schön - der Weg gibt dir, was du brauchst. Genau an diesem Tag dachte ich, dass ich keine Pommes Frites mehr haben möchte und was gab es hier??? Petersilienkartoffeln!!! Und "Truchas y pescados"!!!! Genau davon hatte ich beim Laufen geträumt!! Zum Nachtisch bekam ich noch einen Café con leche und eine Tarta de Santiago - beinahe wäre ich geplatzt. Zum Abschluss des Nachmittags habe ich mich noch eine ganze Weile vor das Rathaus in die Sonne gesetzt und das muntere Treiben beobachtet. Irgendwann liefen die ersten Pilger mit blauen Plastiktüten vorbei, woraus ich schließen konnte, dass der Supermarkt seine Siesta beendet hatte und ich mir noch etwas zu trinken kaufen konnte.

01.06.2013   O Pedrouzo ->           Santiago de Compostela  20 km

 

Wow ging diese Nacht im Ort die Post ab! Bis mindestens um 3 Uhr haben die Spanier auf dem Rummelplatz gefeiert. Immer wieder bin ich aufgewacht - schließlich dann kurz vor 6 Uhr wieder, weil es vor der Zimmertür rumpelte.

Die Wäsche war überhaupt nicht trocken geworden, also habe ich wenigstens das Nötigste geföhnt. Alles müffelte inzwischen und wartete voller Sehnsucht auf die Waschmaschine. Zum Frühstück gab es Kekse, ColaCao und Mineralwasser - mehr hatte ich nicht mehr in meinen Vorräten. So bin ich kurz vor 8 Uhr losmarschiert. Das rechte Bein war auch eine ganze Zeit lang schmerzfrei, so konnte ich etliche Pilger überholen. Berg auf war ich  - sehr zu meinem eigenen Erstaunen - fit. Hier machte sich das viele und steile Auf und Ab des Camino Primitivo also doch bezahlt! Nach ca. 1,5 Stunden habe ich in Amenal eine Kaffeepause gemacht. Die Pilgermassen strömten nur so an mir vorbei...manche sprachen davon, dass sie zur Messe in der Kathedrale sein wollten. Diesen Ehrgeiz hatte ich nicht! Außerdem zog sich die Umgehung um den Flughafen soooooooooo sehr ;-) . Kurz vor dem Monte do Gozo habe ich am Campingplatz noch einmal Rast gemacht und ein alkoholfreies Bier getrunken, dann bin ich weitergestapft. Natürlich hatte sich inzwischen das rechte Bein auch wieder unfein gemeldet. Schlag 12 Uhr war ich am Denkmal am Monte do Gozo und bin in die Kapelle. Die beiden Pilgerstatuen, die auf Santiago schauen, habe ich vom ganzen Platz aus nicht gesehen. Erst auf dem Weg nach unten konnte ich sie in der Ferne erkennen. Wahrscheinlich muss man in den riesigen Herbergskomplex hinein, um die beiden aus der Nähe zu sehen. Dass sich der Weg in die Stadt noch sehr zieht, hatte ich in Erinnerung. So erreichte ich gegen 13 Uhr das zum Hotel umgebaute Kloster Hospederia San Martin Pinario. Ich habe erst eingecheckt und geduscht, bevor ich in die Kathedrale bin. Danach habe ich mich auf den Weg ins Pilgerbüro gemacht. Unterwegs rief jemand meinen Namen: Bernd aus Nimwegen. Schon lustig, dass man sich dann doch immer wieder über den Weg läuft....Die Schlange vor dem Pilgerbüro reichte bis auf die Gasse, aber eilig hatte es jetzt ja niemand mehr. Als ich an der Reihe war, wurde ich gefragt, wo ich gestartet bin, das Credencial sehr eingehend geprüft und als ich auf die Frage, ob ich den ganzen Weg zu Fuß gegangen sei, mit "every single step" antwortete, lächelte der junge Mann und reicht mir meine Compostela. Diesmal habe ich mir zum Heimtransport eine Papprolle gekauft und die Frau, die diese verkaufte, gratulierte mir. Ganz ehrlich? Ich war schon stolz, dass ich den Weg geschafft hatte!!!!! Danach schlenderte ich noch etwas herum, trank einen Café con leche und ein Wasser, kaufte danach ein paar Andenken und Mitbringsel und setzte mich wieder auf den Platz vor der Kathedrale.

 

02.06.2013    Santiago de Compostela -> Oviedo (Bus)


So, hier schließt sich der Kreis. In dem Bett im Hospederia habe ich herrlich geschlafen - aber erst, nachdem ich mir Ohropax verpasst hatte, den draußen in den Altstadtgassen wurde die ganze Nacht durch laut gefeiert. Pünktlich 1 Minute vor 6 Uhr bin ich aufgewacht ... aber ich musste ja nicht von hier nach da pilgern, sondern konnte mir Zeit lassen. So habe ich erst um 9 Uhr ausgecheckt und meinen Rucksack zur Aufbewahrung abgegeben. Danach bin ich frühstücken gegangen: Chocolate y churros. Obwohl ich weiß, dass mir davon schlecht wird, musste es sein ;-) Kurz nach 10 Uhr wollte ich schon mal in die Kathedrale - ein paar Fotos machen, den Jakobus umarmen und einen Platz für die Pilgermesse im 12 Uhr sichern. Ich hatte nicht daran gedacht, dass sonntags die normale Messe stattfindet und so wurde ich gleich nach dem Eintreten gebeten, mich  zu setzen. Eigentlich wollte ich das nicht, aber auf dem Absatz kehrt machen und gehen hätte ich sehr unhöflich gefunden. Tja und das Bleiben wurde auch belohnt. Nicht nur, dass die Nonne wieder wunderbar gesungen hat, nein am Ende der Messe wurde auch der Weihrauchkessel geschwenkt. Ich war total ergriffen, denn genau DAS wollte ich immer erleben und hatte absolut nicht damit gerechnet. Besser hätte der Abschluss dieser Pilgerreise nicht sein können. Kein Wunder, dass ich am Ende die Tränen nicht mehr halten konnte. Da für mich keine Steigerung mehr möglich war, bin ich um 12 Uhr nicht mehr in die Pilgermesse, sondern habe die Zeit noch am Kathedralenplatz verbracht, habe dann meinen Rucksack abgeholt und bin zum Busbahnhof, von wo aus der Bus via A Coruna nach Oviedo fuhr.